Liz Phair – LizPhair

Liz Phair nimmt in der Hitliste der für Popstars unglücklichen Posen nach fünf Jahren Albumpause gleich einen echten Spitzenplatz ein: die Sängerin samt Gitarre breitbeinig am Boden sitzend, die Lippen zu einem Stöhnen geöffnet, während die blonde Mähne quer über die obere Hälfte des hübschen Köpfchens huscht. Man soll Platten ja nicht nach dem Cover beurteilen, wenn man’s trotzdem tut, liegt man manchmal goldrichtig. Liz Phair, was für ein Unglück. Was war die Phair nicht alles: Blaupause für die Alanis Morissettes und Fiona Apples, die Pinks und Gwen Stefanis dieser Welt, die Frau, die Exile In Guyville gemacht hat, das Album, auf dem Liz Sex hatte, wie noch keine Rocksängerin vor ihr, und dabei ziemlich lofi klang. Weil Liz Phair eines Tages dann nicht mehr das rolemodelige Indie-Rock-Chick sein wollte, zu dem sie sich in stetem Zusammenspiel mit den Medien emporgeschraubt hatte, hing sie die Karriere 1998 an den Nagel und machte in Familie. Heute ist Frau Phair 36, Filmschauspielerin, schon einmal geschieden, mit ihrem Sohn ins Epizentrum der US-Glamour-Industrie gezogen und – wie man jetzt hört – zu ganz neuen Schandtaten bereit. Die schönsten Routinerockproduktionen auf diesem Album tragen die Handschrift des Matrix-Autorenteams, das schon für die steile Karriere der Avril Lavigne verantwortlich zeichnet, beteiligt am In-den-Teich-Setzen waren zudem Aimee-Mann-Lebensgefährte Sean Penn und R. Walt Vincent. Im Mainstream-Rock-Donner mit 50 arschwackelnden Titeln wie „Rock Me“ und „Firewalker“, in den immergleichen Refrains, die wie auf 1000 anderen Alben klingen, geht Liz Phair verständlicherweise auf Tauchstation. Was durchgeht, sind ein paar hübsche Melodien, die gerade noch ankommen, wenn Liz Phair selbst produziert hat (die Ausnahme). Wir sprechen von Celebrity-Rock, das ist die Fototapete, mit der Jay Leno und Harald Schmidt ihre Studiodekoration einsparen. Sie sieht gut aus, sie hat ihre Beine vielleicht gut rasiert, aber was will Liz Phair uns mit diesem Album eigentlich noch sagen?

>>> www.lizphair.com

Mehr Liz Phair:

Liz Phair Exile In Guyville (1993)

Liz Phair Whip-Smart (1994)

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