Elbow – Cast Of Thousands
Jemand hat mal nachgezählt, dass auf dem Debütalbum von Elbow das Wort „love“ nur einmal vorkommt, auf cast of thousands dagegen in einem einzigen Song allein über vierzig Mal. Dabei ist nicht nur wichtig, was er singt, der Guy Garvey, sondern auch, wie: Für einen Song wurde ihm beispielsweise ein Mikrofon am Kehlkopf befestigt, was eine ebenso intime wie beängstigende Wirkung zeitigt. Verantwortlich für solche pfiffigen Ideen ist der Produzent, Ben Hillier. Der Mann war auch für das aktuelle Blur-Album think tank verantwortlich und entwickelt sich allmählich zum einflussreichsten Produzenten der britischen Insel. Was, leider, cast of thousands deutlich anzuhören ist. Mit einer melodiös-verschrobenen EP hatten die fünf Engländer im Jahr 2000 die Latte sehr hoch gehängt. Wie ein trauriger Badly Drawn Boy klangen sie da, aber das Versprechen eines wirklich phänomenalen Songs („Any Day Now“) konnten sie mit dem Album asleep in the back 120011 nicht wirklich einlösen. Und auch ihrvorliegenderzweiterVersuch, sich in die erste Liga britischen Rockschaffens zu spielen, bleibt seltsam blass. Dabei hat cast of thousands alles, was sich der gewogene Hörer heutzutage nur wünschen kann. Harmonien wie von Grandaddy, versponnene Atmosphären wie bei den Fläming Lips, gospelseliges Geschunkel ä La Blur und – nicht dass man das nun auch noch unbedingt brauchte – eine Stimme wie Peter Gabriel. Ach ja, und eine Prise Pathos darf auch nicht fehlen. Das klingt alles gut und, wenn sie mal „auf den Punkt“ kommen, sogar sehr gut – allein, es fehlt die Spannung. Elbow grooven gelassen durch großartige Skizzen, die man gerne im fertigen Zustand genießen würde. Was nett wirkt, franst rasch aus. Trotz diverser Soundtüfteleien wirkt das Album wie aus einem einzigen Guss – de facto hat hier jedes Stück dieselbe angestaubte Glasur. Freundlich, aber unverbindlich. Modern, aber doch wieder einen Schritt hinter der Zeit zurück. Das kann man wirklich gern haben. Wirklich lieben kann man es nicht.
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