Michael Brecker Quindectet – Wide Angles

Michael Brecker wird oft in die Nähe John Coltranes gerückt. Doch hinter den Ähnlichkeiten in der Technik stecken zwei völlig unterschiedliche Charaktere. Wo Coltrane rastlos strebte und eilte, trottet Brecker gemächlich voran, ein weites Feld abgrasend: Er spielt bei Pop-Produktionen mit und bei jungen Jazzbands, auf über 800 Platten ist sein Saxofon zu hören, und er löst sich nur langsam vom 8oer-Jahre-Fusion-Kontext. Jetzt aber, da er bereits auf eine über 30-jährige Karriere zurückblicken kann, versucht er sich an einem Opus magnum, auf dem er sich weiter von der Pop-Welt entfernt als je zuvor. Auf Wide Angles schließt er zehn Stücke zu einer Suite zusammen, die er für ein Quindectet (Quindekatett), also 15 Spieler, arrangiert hat. Dessen Besetzung (u.a. auch Holzbläser und Streicher) verschiebt denn Klangkörper sogar ein wenig in den klassischen Bereich, wo Brecker aber dann doch nicht hin will. Vielmehr entwirft er ein Klangemälde verschiedener Jazzspielarten, die er zu einem homogenen Mosaik zusammensteckt. Wenn auch die Qualität gewissen Schwankungen unterliegt: Einmal tanzen ein Jazzquartett und die Streichersektion einen modernen Tanz mit südamerikanischem Einschlag, einmal verdichtet sich der Sound zu einer faszinierend brennenden Freejazzrocksoundscape – und ein anderes Mal lässt sich Brecker herab zu spannungsarmen Filmsoundtrack-Interludien voll balladesker Belanglosigkeit. Am Ende aber behalten die faszinierenden Momente dann doch die Oberhand. VÖ: 8.9.

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