Phillip Boa And The Voodooclub – C90

Der Mann steckt nicht auf. Gefangen im Zirkel seines aufrecht treuen Gefolges, grübelt’s dunkel in ihm. Denn den einst einzigen Independent-Star der Republik zieht es sehr wohl zu neuen Ufern, er interessiert sich durchaus für junge Alternativen. Boa kann jedoch eben auch nicht so einfach aus seiner Haut (obwohl, bei dem Künstlernamen …). Versierte Mittelsmänner wie Produzent Olaf Opal, der bereits Phillip Boas von integren Gastmusikern von Tobias Kuhn (Miles) bis Console eingespieltem Vorgängeralbum The Red (2001) auf die Sprünge half, sollen es richten auf dem schmalen Grat. Herausgekommen ist mit C 90 (eine Reminiszenz an die Audiocassette, die es Spätgeborenen heute tatsächlich schon zu erläutern gilt) ein pralles Album, das zwischen drohender, elektronikreicher Überproduktion und geradewegs dem nächsten roughen Riff folgenden Garagen-Gestomper dem Powerpop ein Denkmal ziemlich zwischen alle Stühle setzt. So modernisiert und reift Boa also weiter an Bedürfnissen vorbei, ohnehin gebrandmarkt mit dem Image der in den späten Achtzigern hängen gebliebenen Indieschleuder. Was schade ist, weil so vielen entgeht, welch wonnevoll-melodieselige Popsongs dieser Herr heute zu schreiben und wie rumpelfrei er sie einzuspielen in der Lage ist. Der fast schon seichte Midtempo-Mitsummer „Punch + Judy Club“, der unpeinlich romantische, semiakustische Walzer „By A Soul In Hell“ und das schwelgerische Datapop-Stückchen „V“ gehören zum Popigsten, ja Besten, was Phillip Boa geschaffen hat. VÖ: 1.9.

>>> www.phillipboa.de