Testcard #f 12: Linke Mythen

Band 12 der „testcard“-Reihe diskutiert linke Popvergangenheit und -gegenwart.

Nicht lustig und auch nicht wirklich spannend aber gut ist es allemal, dass es die TESTCARD-Reihe gibt! Diskurs, Kontroverse und gepflegte Provokation haben sich die Macher dieser Taschenbuch-Reihe auf die (eher rötlichen) Fahnen geschrieben. Und so erscheinen die „Beiträge zur Popgeschichte“ (Untertitel) nun schon im achten Jahr. Thema diesmal: die komplizierte, oft genug schlagzeilenträchtige und mindestens genauso oft miss-, wenn nicht gar völlig falsch verstandene Beziehung zwischen Pop und linker Politik. In ihren Aufsätzen spüren die verschiedenen Autoren so unterschiedlichen Themenkomplexen wie dem Punk, dem 80er-Revival, Reggae, der RAF-Deutung in Romanen und im Kino, der Popmusik der DDR oder auch der Black-Panther-Bewegung nach. All dies geschieht in der Regel auf profunder Basis, im Ton jedoch allzu oft der nicht eben leserfreundlichen Diktion eines Soziologieseminars verhaftet und in der Sache gelegentlich durchaus fraglich. So ließe sich wohl trefflich darüber streiten, ob Reggae als originär schwarze Befreiungskultur durchgehen könnte, was die Autoren diesem Musikstil hier nicht attestieren wollen. Überdies fragt sich, ob ein zweifelsohne interessantes Gespräch mit der Ex-RAF-Gefangenen Irmgard Möller so devot geführt werden muss wie das hier vorliegende. Derlei fällt jedoch kaum ins Gewicht, denn der Mainzer Ventil Verlag erwirbt sich mit dieser Reihe das Verdienst, linke Kulturkritik, die angesichts fehlender Vermarktbarkeit so out ist wie Big-Brother-Zlatko, publizistisch überhaupt noch am Leben zu erhalten. Weitermachen!

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