The Polyphonic Spree – The Beginning Stages Of …
Symphonic Pop: exzentrische Hymnen aus Dallas/Texas.
Das Cover dieses Albums könnte die Sektenbeauftragten der etablierten Kirchen auf den Plan rufen. Sind The Polyphonic Spree Hare Krishnas, denen die kollektive Haarschneidemaschine ins Klo gefallen ist? Ku-Klux-Klansmen, die ihrer Masken verlustig gegangen sind? Irgendwelche Esoteriker, die zu einer „Großen Urmutter“ beten, die derweil in Kalifornien ihren Rolls-Royce echtvergolden lässt? Nein, die Pop-Bigband aus Texas ist weltanschaulich unbedenklich, höchstens ein wenig exzentrisch. Das muss man aber auch sein, wenn man es auf sich nimmt, mit einer 25-köpfigen Band inklusive zehnköpfigem Chor auf Tournee zu gehen und sich im Studio auf die Füße zu treten. Durchgeknallte Gringos, die zwanghaft originell sein wollen, sind The Polyphonic Spree allerdings auch nicht, The Beginning Stages Of … hat eine großartige Substanz und klingt bisweilen wie die Breitwand-Dolby-Surround-Variante von Mercury Revs Deserter’s Songs. Grundsätzlich opulent sind die zehn Stücke, von wenigen sparsam instrumentierten Passagen einmal abgesehen, mal hymnenhaft jubilierend, mal eigenartig psychedelisch. Da wimmert dann ein Theremin, ein Synthesizer blubbert, während die Streicher kammermusikalisches Flair verbreiten und der Chor inbrünstig „I found my soldier girl, she’s so far away“ intoniert. Nett, sehr nett. Symphonic Pop könnte man das nennen. Mit einem finanziell gebeutelten Orchester, das aus Verzweiflung irgendwelche Rock-Klassiker durch die Mangel dreht, hat das aber erfreulicherweise nichts zu tun. Und mit Jeff Lynnes Electric Light Orchestra, Pink Floyd’schem Prog oder ähnlichen Wir-können-auch-Kunst-Versuchen auch nicht. The Polyphonic Spree sind wesentlich kompromissloser, wovon nicht zuletzt der zehnte Song auf The Beginning Stages Of … kündet: Sechsunddreißigeinhalb Minuten lang kann man hier mit anhören, wie ein Synthesizer vor sich hin oszilliert, Melodien aufnimmt und wieder verwirft, sich auf einzelne Noten reduziert und unmerklich die Frequenzen ändert. Wie gesagt: Exzentrisch ist das.
>>> www.thepolyphonicspree.com
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