Sandy Dillon – Nobody’s Sweetheart

Outsidertum, Draußensein. Auf jeden Fall ein Qualitäts- und Unterscheidungskriterium im Pop, in dem ja die meisten irgendwie drin sind. Bands im Proberaum noch gut finden und nach der ersten Demo-Aufnahme „kommerzieller Ausverkauf!“ rufen. So geht Anti-Pop. Und dann kommt Sandy Dillon, eine der weiblichen Tom Waitses, mit einem neuen Album, das nicht ganz so weit draußen ist wie seine drei Vorgänger – eine Spur poppiger, einen Hauch elektronischer -, aber immer noch das Draußensein pflegt, was beim abgefuckten Coverfoto anfängt und bei Gastsängerin Heather Nova dann aber doch aufhört, Nobody’s Sweetheart ist schon irgendwie toll und dramatisch und intensiv. Aber der Rezensent hat das Recht, Sandy Dillons Waits-Manierismen am Rande der Parodie, diese kalkulierte Ästhetisierung des Kaputtseins, des gepflegten Abgefucktseins, die auch Tom Waits selber im Lauf der Jahre zu einer Selbstparodie haben werden lassen, schlecht finden zu dürfen. Mit so was wird man nämlich nicht Nobody’s Sweetheart, was nicht unbedingt das Schlechteste wäre, sondern „every self-appointed outsider’s sweetheart“, was viel schlimmer ist. Dann schon lieber Stina Nordenstam und Anja Garbarek konsultieren, wenn es um „schräge“ und „schrille“ und draußenseiende Musikerinnen geht, denen es mehr auf die Musik als aufs Draußensein ankommt.

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