Jane Birkin – Arabesque
Wer kennt es nicht: „Je’t aime (moi non plus)“, 1969 dahingestöhnt und seitdem die Erkennungsmelodie von Jane Birkin und Serge Gainsbourg. In manchen katholischen Ländern wurde der Song verboten, woanders ebnete er einer Generation von Engtänzern den Weg zum Vollkontakt auf der WG-Matratze. Von der Presse werden Jane und Serge bis heute mit erstaunlicher Zwanghaftigkeit als „die Schöne und das Biest“ tituliert, vor allem die männliche Öffentlichkeit konnte wohl nie so ganz nachvollziehen, was ein unbestreitbar erlesen zartes Wesen wie Jane Birkin an einem – Verzeihung – egozentrischen Grottenolm wie Gainsbourg fand. Und vor ihr Brigitte Bardot. Charisma, meine Herren. Das wird’s wohl gewesen sein. Aber wie dem auch sei: Das Biest ist leider tot, seit zwölf Jahren. Und die Schöne, in ihrer Jugend gesegnet mit einer luftpumpenartigen Gesangsstimme, drehte zahlreiche Filme und verdingte sich immer wieder als Sängerin – meistens interpretierte sie Stücke von Gainsbourg. So auch auf Arabesque, live eingespielt im Pariser Odéon Theater, wobei die gereifte Chanteuse mit bezaubernder Intensität und einem brüchigen, fragilen Charme zu Werke geht: eine Engländerin, die französische Songs singt und sich dabei von nordafrikanischen Musikern begleiten lässt. Erstaunlich, wie Gainsbourgs Chansons in diesem orientalischen Kontext ein neues Leben beginnen, die Mixtur aus Gitanesverräuchertem Café und Radio Algier funktioniert auf ganzer Linie. Nicht zuletzt deshalb, weil Birkin den richtigen Ton trifft zwischen Pathos und echtem Gefühl, zwischen Lakonie, Lebensfreude und Verzweiflung. Ein schönes Album. Allerdings keines, dass man unbedingt jeden Tag hören möchte.
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