Psychedelic Jazz
Tiefenforschung in einem bislang nur oberflächlich angekratzten Jazz-Kapitel
Nachdem schon alle 27 Sorten von Jazz in den letzten Jahren mit mindestens einer fabulösen Compilation bedacht worden sind (von Jazz For Lovers bis Joseph von Westphalens Mehr Jazz Sagten Die Frauen), überrascht jetzt doch dieser Nachzügler: Psychedelic Jazz. Kaum hatten wir es uns mit den letzten Wiederveröffentlichungen von tollen Don-Cherry-Alben aus den Siebzigern im Knautschledersitzsack endgültig gemütlich gemacht, stehen die Jazz-Archäologen mit einer Tüte voller Joints und funky Hammond-Orgel-Gequietsche vor deiner Türe und sagen: „Hier nimm!“ Kann man nicht nein sagen. Ein bisher nur oberflächlich angekratztes Kapitel der jüngeren Jazz-Geschichte möchte sich also auch noch gründlich vorstellen. Psychedelisch? Was ist eigentlich psychedelisch hier? Denken wir mal in Kreisen. In Kreisen und Schwingungen. Dorothy Ashby spielt die sexieste Harfe dieser Welt, Gabor Szabo befördert Gershwins „Summertime“ auf einen Westcoast-Highway, und die Kühn Brothers & Mad Rockers (nie vorher gehört) jammen sich im Afri-Cola-Rausch geradeaus in die Bewusstlosigkeit. Ein dolles Dokument, das. Dieses Album ist überhaupt so ziemlich allerhand – ein weiteres Produkt der deutsch-amerikanischen Freundschaft, es schöpft aus den Tiefen des legendären MPS-Katalogs und stellt Uns Udo (Lindenberg) als Vorsänger einer Superkommune vor („Big Family“). Kriegel, Dauner und Dave Pike mit dem All-Time-Cheesy-Sitar-Hit „Mathar“ dürfen nicht fehlen. Korrektur: Psychedelic Jazz ist Jazz For Lovers in der neuen Ikea-Wohnlandschaft „Hoch 3“. Lebst du schon?
>>> www.jazzecho.de
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