Flowers In The Wildwood

Das lustigste Lied auf diesem Album wird a cappella von den Aaron Sisters vorgetragen und erzählt folgende Geschichte: Cowgirl Nancy hat es schwer, immer, wenn sie mit den Kerls die wilden Berge Virginias erklimmt, purzelt sie, verfolgt von Liebesschwüren, kurz vor der Spitze wieder herunter. Bis sie einen reichen Autobesitzer abkriegt, der sie nicht nur mit Diamanten verwöhnt, sondern gleich noch zum Gipfel chauffiert. „She Came Rollin‘ Down The Mountain“ stammt wie die meisten Songs auf Flowers In The Wildwood aus den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts – einer Zeit, als Frauen die Countrymusik erst noch für sich erobern mussten. Wer, wenn nicht das auf Pioniertaten abonnierte Münchener Trikont-Label, sollte sich auf die Spur der ersten Country-Sängerinnen machen – nach der prachtvollen Americana-Vorlage mit den Hillbilly-, Yodeling- und Gospel-Samptern. Und es gibt nicht nur etwas über die Carter Family zu berichten. Die Dezurik Sisters entwickelten einen Yodel-Stil, in dem seltsame Gurr- und Gacker-Laute eingebaut waren. Die Coon Creek Girls liebten es in voller Harmonie und dreistimmig, sie sangen von der groOen Liebe, die nur so lange blühte wie die Frühjahrsblumen. Rubye Belvinsaus Hope in Arkansas spielte unter ihrem Künstlernamen Patsy Montana einige extra-schmissige Nummern mit den Prairie Rambiers ein, u.a. auch „My Poncho Pony“. Lulu Belle, begleitet vom tapferen Ehemann Scotty am Banjo, und Roba Stanley preisten gar die Vorzüge des „Single Life“. „Diese Lieder lassen einem das Herz anschwellen und zerbrechen, und mit jedem Riss kommt man dem Himmel etwas näher“, schreibt Rennie Sparks (Handsome Family), die das Booklet mit einer zauberhaften Ode an ihre Vorläuferinnen bereichert hat. Sie nennt diese Songs „Liebestränke aus dem Wasser des Flusses der Glück-Traurigkeit“. Lag mir auf der Zunge.

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