Skin – Fleshwounds

Bei Skunk Anansie war sie die kahlköpfige, wütende Lesbe, die sich den Frust von der Seele sang und eine animalische Bühnenpräsenz besaß. Doch das war nur die eine Seite. Denn Skin konnte auch Balladen schluchzen, die selbst den härtesten Rocker zum Heulen brachten. Man erinnere sich an das tränentreibende „Brazen (Wee)]“. Und genau darauf setzt Skin auch als Solistin. Nach dem Ausstieg bei Skunk und dem damit verbundenen Wegfall der Rhythmussektion um Ace, Cass und Mark operiert sie im Mainstream – mit opulenten Balladen, getragenem Midtempo und seichten Popsongs. Eine Entwicklung, die ihre Plattenfirma zu Vergleichen mit Billie Holiday, Tina Turner oder Annie Lennox hinreißt. Was verdeutlicht, dass die Produktion ganz auf ihre Stimme zugeschnitten ist, gleichzeitig aber auch ein neues, reiferes Publikum anspricht. Und das dürfte bei den Fans ziemliches Entsetzen auslösen. Zu Recht: Schon der Opener „Faithfulness“ ist ein solcher Schmachtfetzen, dass es dem perplexen Hörer die Schuhe auszieht – bombastisch, pathetisch, kitschig und so voller Geigen, dass kaum noch Platz für irgendwelche Ecken oder Kanten bleibt. Dazu kommen düstere Texte über gescheiterte Beziehungen und unbefriedigte Gelüste sowie ein merkwürdig kontrollierter Gesang. Die einstige Rockröhre ist schüchtern und leise geworden, und wenn sie mal loslegt, dann jault sie wie ein Schlosshund und versucht auf Teufel komm raus, selbst die höchsten Töne zu treffen. Wahrscheinlich, weil das zur neuen Tina Turner dazu gehört. Nur: Eine Nichtigkeit wie das schleppende „Don’t Let Me Down“ hätte Frau Turner niemals aufgenommen. Das pathetische „Lost“ (von Guy Chambers) ist wohl ein Robbie-Outtake, und „Til Morning Comes“ könnte auch Barbra Streisand trällern. Selbst wenn es bei „Listen To Yourself“ noch mal kurz heftig wird für einen gelungenen Solo-Einstand ist das definitiv zu wenig. Skin hat eine tolle Stimme, aber als Songwriterin muss sie noch viel lernen. Hoffentlich bald.

Word up: „I’m like a soldier – with nocause to fight“

(aus „Trashed“) www.skin.com