Senor Coconut And His Orchestra – Fiesta Songs

Da haben wir sie wieder. Die Platte mit den Rock- und Pop-Klassikern im „ungewöhnlichen“ Arrangement. Ihre Beurteilung scheint stark von der Tagesform und der Witzaufnahmefähigkeit des jeweiligen Rezensenten abzuhängen: Mambo Kurt (neulich hier für schlecht befunden], Mikrowelle (neulich hier für gut befunden), The Twang (letzten Monat hier für mittel mit Tendenz zu gut befunden). Senor Coconut (Uwe Schmidt, Atom Heart) hat nach El Baile Aleman, seinem witzigen Album mit Kraftwerk-Coverversionen, ein Album mit witzigen Rock- und Popklassikern in a latin style aufgenommen. Normalerweise funktionieren Platten mit Rock- und Popklassikern im „ungewöhnlichen“ Arrangement so: 1) Einmal angehört, für (leidlich) witzig befunden. 2) Zum zweiten Mal angehört, für nervig befunden. 3) CD weggelegt und nie mehr angehört. Bei Senor Coconuts Musik, die wie immer ausschließlich aus Samples zusammengewickelt wird, haut die wie-entsorge-ich-eine-CD-in-drei-Schritten-Anleitung aber nicht hin. Dazu denkt Uwe Schmidt zu musikalisch, dazu sind seine Coverversionen als Cha-Cha-Cha, Merengue und Mambo zu entlarvend. Wir lernen von Schmidt, dass Deep Purples „Smoke On The Water“ im Grunde seines Herzens ein maximum Popsong sein will. Wir erfahren, dass „Riders On The Storm“ von den Doors allein durch die Atmosphäre der Originalaufnahme lebt und ergo nicht zu covern ist. Wir fühlen uns bestätigt in unserer Ansicht, dass Sades „Smooth Operator“ (schon immer und noch viel mehr in der Cha-Cha-Cha-Version) ein Fall für Aktienkäufer und Fondssparer ist, und wir sehen Jean Michel Jarres „Oxygene 4“ in einem gänzlich neuen Licht. Ja, und irgendwie witzig ist das alles natürlich auch. Gracias, Senor Coconut.

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