John Fahey – Red Cross
Das Vermächtnis eines Radikalen. John Fahey, am 22. Februar 2001 mit knapp 62 Jahren gestorben, war nicht nur radikal im Umgang mit der akustischen Gitarre, was ihn zu einem Neuerer machte, der mit den Mitteln des Folk durch die Hintertür bei der Avantgarde eingestiegen ist. Er war auch radikal in der Beurteilung seines eigenen Schaffens, weil er sich in den letzten Jahren von seinem Frühwerk distanzierte – ein Schlag ins Gesicht der Früher-war-alles-besser-Fraktion. Nur logisch, dass ein Fahey-Spätwerk wie das 97er Womblife von Jim O’Rourke produziert wurde, einem Meister der Dekonstruktion, der – genau wie Fahey – auch schon mal mit traditionellen Mitteln auf Neuland unterwegs ist. Fahey beginnt Red Cross, das Album mit seinen letzten Aufnahmen, beinahe versöhnlich mit der introspektiven Lesung von Irving Berlins „Remember“, bevor mit dann in „Red Cross, Disciple Of Christ Today“ einen dezenten Ambient-Drone loslässt, bevor er dann wieder vergleichsweise traditionalistisch Gershwins „Summertime“ interpretiert, bevor er sich dann mit „Untitled With Rain“ mit Orgel und zwei Gitarren auf Derek-Bailey-Territorium begibt inkl. teuflischer Effekte und kleiner Dissonanzen, damit sich Bequemlichkeit gar nicht einstellen kann, Red Cross ist sicherlich nicht Faheys bestes Album, aber ein klingendes Empfehlungsschreiben für das, was alles möglich ist zwischen Blind Willie Johnson und Godspeed You Black Emperor!
www.johnfahey.com
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