Tangerine Dream – Green Desert/Le Parc

Tangerine Dream sind eigentlich vier Bands. Die erste hat von 1970 bis 1973 den Prototyp des Ambient in die Welt getragen. Die zweite von 1974 bis 1977 mithilfe des Sequencers die elektronische Musik revolutioniert. Die dritte von 1978 bis 1983 die Musik der zweiten mit Melodie und Rhythmus versehen. Und die vierte macht seit 1984 unter Ausschluss jeglicher Innovationskräfte eine fade Musik, in der die Originalität und der Geist der ersten drei Bands nur noch wie ein fernes Echo nachhallen, Green Desert (5) wurde 1973 in der Besetzung Edgar Froese und Chris Franke aufgenommen – der dritte Mann, Peter Baumann, machte während der Aufnahmen Urlaub in Nepal – allerdings erst 1986 veröffentlicht. Es war weniger ein reguläres Album als vielmehr ein klingendes Empfehlungsschreiben für Virgin-Labelchef Richard Branson, der das Berliner Trio dann auch unter Vertrag nahm, das Album Phaedra veröffentlichte und einen Welterfolg erzielte. Green Desert ist das missing link zwischen dem experimentellem ’73erAatem und dem bereits von Sequencer-Sounds getriebenen Phaedra. Allein das knapp 20-minütige Titelstück bietet all die Zutaten, die ein klassisches Tangerine Dream-Stück ausmachen. Von den dräuenden Ambient-Klängen zu Beginn über ein ausgedehntes Gitarrensolo Froeses bis hin zu einem düsteren, orchestralen Wall of Electronic-Sound. Bemerkenswert dabei: Frankes offensives, manisches Schlagzeugspiel, das in dieser Intensität nie wieder auf einem Tangerine Dream-Album zu hören war. Le Parc (2) eingespielt in der Besetzung Froese. Franke und Johannes Schmoelling, wurde 1985 veröffentlicht und ist ein Musterbeispiel dafür, wie die einstigen Innovatoren ihrem Vorreiterstatus hinterherrennen und ihn zu keiner Zeit einholen. Es passiert viel in den neun kurzen, melodischen und rhythmischen Kompositionen, die von verschiedenen Parks (von Berlin über New York bis nach Tokio) inspiriert wurden, aber unterm Strich bleibt musikalische Beliebigkeit zwischen „Miami Vice‘-Soundtrack und New Age-Geblubber. www.tangerinedream.org