Yo La Tengo – Summer Sun

In Kritiken von Yo La Tengo Alben ist ausgiebig auf die Lust am Diametralen hingewiesen worden: hier die filigran geknüpften Folk-Maschen, dort der harsche Gitarrenkrach, in dem zu versinken sich Ira Kaplan (voc, g) und Georgia Hubley (voc, g) reichlich Raum ließen. Die Prototypen waren schon in den Achtzigern gebaut, Nachfolgemodelle stellten Yo La Tengos Fähigkeit unter Beweis, Songs in politisch korrekten Sounds (und verschiedene Richtungen) fortzudenken. Wenn Kaplan und Hubley („Das sympathische Ehepaar aus Hoboken, New Jersey“), seit zwei Alben krisensicher flankiert von Bassist James McNew, sich mit Elektronik, Jazz, Blues und Dancefloor-Texturen beschäftigten, war das der Liebe zur Entwicklung geschuldet. Psychedelisch träumen. Kontrolliert treiben lassen. Weich sein. Das sind ein paar der aktuellen Ansätze. Ein zarter Hall liegt auf Kaplans Gitarren, die Feedbacks waren auch schon mal böser. Einen Song wie „Little Eyes“, der jeder Indie-Band zum West-Coast-Rocker geraten wäre, schieben Yo La Tengo mal eben in einen mannshohen Wattebausch. Soll die versammelte Brian-Wilson-Fangemeinde uns doch die Ohren langziehen: Ein halluzinogeneres Stück Sommersonnenmusik als „Beach Party Tonight“ ist wahrscheinlich noch nicht geschrieben worden. Man kann sich wundern, über das Leben verzweifeln oder eine Platte wie diese machen. Weil die Welt in ihrem Kern ja doch ironisch sein könnte, sind Kaplan und Hubley längst auf der Gewinnerseite angekommen. Sie haben ihren Frieden mit den Verhältnissen geschlossen – verlängern die Töne zu großem Wetterleuchten, tanzen den „Winter A-Go-Go“ und lassen ein Elefanten-Baby fliegen. Yo La Tengo, seufz, auch schon wieder zehn Zentimeter im CD-Regal. So viel Schönheit geht in keinen Kopf rein.www.yolatengo.com Hörprobe unter: www.musikexpress.de