Woven Hand – Blush Music
Mit 16 Horsepower hat David Eugene Edwards auf bislang drei Studioalben den Archetypus des wortmächtigen, bibelfesten, donnergrollenden, die Apokalypse predigenden Pop-Erzengels etabliert, gegen den selbst Düstermann Nick Cave wie ein Cherub aus himmlischen Höhen wirkt. Unter dem Pseudonym Woven Hand stand der Verkünder nachtschwarzer Moritaten im vergangenen Jahr erstmals allein auf der Kanzel, und höret: Seine Botschaft klang linder, versöhnlicher indes klang sie nicht. Blush Music ist Edwards‘ zweites Solowerk – und auch wieder nicht. Denn wie vor ihm Lou Reed, Tom Waits und andere Meister des musikalischen Bildersturms wandte sich der Mann aus Colorado dem Theater zu, präzise: dem Tanztheater, und schuf aus neuen Songs, radikal umgearbeiteten Stücken seines Debütalbums und allerlei Geräuschen den Score für Wim Vandekeybus‘ Adaption der Orpheus-Sage. Wie das funktioniert, sei am Beispiel von „Animalitos“ erklärt, das in einer Welt vor Woven Hand als Bill Withers‘ Liebesklage „Ain’t No Sunshine“ berühmt war: Da ist ein Surren und Flirren und Schwirren, da sind mysteriöse Laute, aus denen sich das auf dem Banjo gepickte Motiv schält, das zum Hexentanz wird, zum Klagegesang, der nach 14 Minuten mit sachten Akkordeonklangen und irrem Glucksen verebbt. Es kratzt und knarzt, es schabt und wütet in Melodien voller Liebreiz, derweil der Chor der schwarzen Seelen dräut: „They put me down and I do not rise.“ In die Verdammnis. Auf immerdar. www.glitterhouse.com
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