Helge Schneider

Out Of Kaktus

Launiger Pfusch in Jazz und Pop: Der Mühlheimer macht weiterhin, was er will.

Fragen Sie sich auch gelegentlich: Wann macht Helge Schneider Ernst, schließt ab und sattelt um, auf Free Jazz oder Barmusik mit Paul Kuhn? Der Künstler will nicht – Ernst und Unsinn trennen, den Kulturbetrieb befriedigen, sich nach jedem Solo artig seine Stücke in Fetzen klatschen lassen. Und weil er nicht will, muss er auch nicht. Helge Schneider ist nämlich ein freischaffender Künstler. Der jetzt eben Bock hat auf Synthesizer, dem – ei wie fein – feistestes Geleier entlockt werden kann, und billige Sequencer – und immer noch keinen auf professionelle Produktion, die doch nur Zeit und Nerven raubt. Out Of Kaktus klingt wieder ziemlich hingepfuscht, auch dort, wo ein Housebeat durchs Parkett fährt (nahe dem mittleren Dorau). Musikalisch verbreitet Helge über rare Lieblichkeiten (wirklich entzückend: „Moped-Tobias“) hinaus manchen Schrecken, stammelt obsessiv „Lass mich bitte bitte bitte auf dir reiten“ über entstellte Miami-Vice-Verfolgungsjagd-Muzak, gibt im Alleinunterhalter-Sound eine Abwandlung des Pferdehalfters an der Wand und „Round Midnight“ für die Tiefkühlabteilung. Dazu reicht der Meister wieder Themen straight von der Nierentischkante – Hampelmann-Schicksal, Altenheim-Einsamkeit, Pommes und Möhrchen… Die Welt aus der Puschen-Schlupfloch-Perspektive. Schrecklich eng und heimelig zugleich. Ist Helge ein arger Zyniker oder mag er die manierlich-possierlichen Menschen nur so? Auch so eine Frage, die man sich immer wieder stellt. www.helgeschneider.de