Matchbox 20 – More Than You Think You Are
Mit den USA ist es dieser Tage ja so eine Sache: Die einen sind von amerikanischer Stärke noch immer schwer beeindruckt, die anderen rümpfen ob allerlei Selbstgerechtigkeiten das europäische Näschen. Und hier kommt nun Matchbox 20, die amerikanischste aller amerikanischen Rockbands, deren aktuelles Werk More Than You Think You Are denn auch den großspurigen Charme eines dick bereiften Pickup-Trucks versprüht: konservativ, solide, rustikal, aber immer gut für große Gesten. Den Dollar fest im Blick wird geklotzt, nicht gekleckert, Matchbox 20 sind eine Mainstream-Band und wollen es offenbar auch bleiben. Da Stadionrock wie der Opener „Feel“ in den Single-Charts heutzutage keine Chance mehr hat, gibt’s als Auskopplung eben eine Disco-Nummer namens „Disease“, die – unwesentlich anders produziert – auch Ricky Martin oder Shakira in die Charts tragen könnte. Da kann man dann entweder die enorme Wandlungsfähigkeit der Band bewundern oder schlichtweg zu dem Schluss kommen, dass Matchbox 20 mit ihrer Musik vor allem eines wollen: Geld verdienen. Das ist professionell, ehrbar und absolut verzeihlich – solange man der Musik diese kühle Zweckgebundenheit nicht permanent anhört. Und genau da liegt das Problem: More Than You Think You Are biedert sich derart stark dem kleinsten gemeinsamen Nenner namens Massengeschmack an, dass Phil Collins vor Neid seine letzten Haare lassen müsste. Gebremst wilde Rocksongs, kalkulierte Piano-Balladen für emotional leicht zu beeindruckende Feuerzeugschwenker, dazu immer wieder diese klischeehaften Melodien und Arrangements, deren Belanglosigkeit schon seit Jahrzehnten nervt – Matchbox 20 machen keine halben Sachen. Und werden Erfolg damit haben, jede Wette. www.matchboxtwenty.com
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