Cat Sun Flower – European Cuts
Diese Platte wird es schwer haben. In einer Zeit, in der Pop nur noch Fassade ist, Deutschland einen Superstar gesucht und gefunden hat, der weniger Herz hat als ein Plastiksoldat, geht Musik, die nicht auf billige Gimmicks setzt, schnell unter. Aber es wäre schade. Schade um „Venice, Raincoat, Knife“, das weitläufig verwandt ist mit „John’s Theme“ aus dem Soundtrack zu „Wenn die Gondeln tragen“ und das sich schon beim ersten Mal einschmeichelt wie eine verschmuste Katze. Schade um „Dufflecoat (Northern Europe)“ mit seinem angejazzten Klavier, das einen in eine Bar zieht, in der es immer Sonntagnachmittag ist und in der ausschließlich trockener Martini mit viel Eis und Zitrone serviert wird. Und schade um „Europe By Train“, eine altmodisch-romantische Ballade, auf die auch ein Sven Regener neidisch sein dürfte. Entdeckten Cat Sun Flower bereits auf ihrem letzten Album Driving South, Staying There die Faszination der Langsamkeit, so gehen sie auf European Cuts noch einen Schritt weiter. Weniger ist hier grundsätzlich mehr, kein Ton zu viel. Hektik ist verboten, die verzerrte Gitarre lässt sich nur noch erahnen. Wie zum Beispiel in „Love, Love Surrounded By Devils (For Virginie Despentes)“, einer absinthgetränkten, bluesigen Auseinandersetzung mit dem viel diskutierten Film „Base Moi“. Das mag nun alles schwer zugänglich klingen, ist es aber nicht. Die European Cuts vermitteln eine Leichtigkeit, die sehr selten geworden ist. Die in keine Schublade passen will, die Bar-Jazz genauso einschließt wie den Zeitlupen-Folk von Low oder Dakota Suite. Wer fürchtete, dass Musik, die sich nicht um Moden und Trends kümmert, die eine Seele hat, die uns hoffen lässt, die uns Träume schenkt, vom Aussterben bedroht ist, findet hier Trost. Danke. www.catsunflower.com
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