Console – Reset The Preset :: Der Traum vom Pop

Wenn bis jetzt bei Console einer gesungen hat, dann war das der Computer. Deshalb tut Martin Gretschmann hier wohl auch erst einmal so, als habe er seiner alten Freundin Miriam Osterrieder anfangs nicht über den humanoiden Weg getraut. Im fast schon Cocteau Twin’schen-verwunschenen Einstiegssong „Your God Eats Me!“ muss sich Miriams klare, angenehm schnörkellose Stimme erst aus dem Vocodersingsang schälen, um Martins Wunsch zu erfüllen: zu seiner Musik zu singen, wie man das zu Popsongs pflegt – frisch, frei, unverfälscht. Ein Frickler vor dem Herrn, hat der Notwist-Elektroniker doch nie einen Hehl aus seiner großen Liebe gemacht: Melodien. Reset, die songorientierte Hälfte seines neuen Albums, verbindet die hinlänglich bekannten Künste und diese Vorliebe Gretschmanns meisterhaft. Es verschwimmen die Grenzen zwischen Laptop und Handgespieltem; Jazz, Psychedelia, orientalische Folklore reicht hier einer nebenbei durch, der es gewohnt ist, die Verhältnisse per Mausklick zu ändern. Und doch regiert am Ende das Lied. Schlicht und groß und schön. Als Neopop-Rocker „Surfin Atari“, als elektrofizierte, sanftmütige Bossa Nova-Ballade in „Into The Universe“, als Notwist-naher Abgesang bei „Secret Game“ und trotz Sequencerdiktat hell und strahlend in „A+A = B“. Preset kühlte Console schließlich wieder herunter. Schon Live At The Centre Pompidou demonstrierte der Weilheimer, dass er aus der Ruhe Kraft zu schöpfen weiß. DerAmbient-Part von Reset The Preset bemüht sich um eine große Spannbreite. Mit seiner Band beherrscht Martin Gretschmann die Kunst der pure Wonne verheißenden Selbsthypnose, aber auch im dekonstruktiven Ansatz am Rechner behält die schwindende Musik Wärme und Melodie – stellenweise noch über die Kitschgrenze der Boards Of Canada hinaus. Nur zu! www.consoe.il