Dead Man Ray – Cago
In den vergangenen Jahren hörte man nicht allzu viel Gutes aus Belgien. Dioxin im Hühnerfutter. Verstöße gegen das Reinheitsgebot beim Colabrauen. Die Sache mit den Kindern plus die korrupte Justiz. Schlimm. Doch auch auf der belgischen Habenseite gibt’s ein paar Konstanten zu vermelden: die beleuchteten Autobahnen. Fritten. Und selbstverständlich die Hand voll seltsam-wunderbarer Bands aus der Kreativmetropole Antwerpen und deren Industriedunstkreis. Vorneweg dEUS. Kiss My Jazz. Daan. Gore Slut. Und natürlich Dead Man Ray. Deren Mitglieder sind fest mit der Antwerpener Musikerlandschaft verwoben, und die Komplexität ihres Schaffens – jeder hat schon mal mit jedem gespielt und/oder diesen oder jenen produziert – hält die ganze Angelegenheit erstaunlich frisch. Weil man aber nicht immer nur im eigenen Saft schmoren soll, zogen die fünf Burschen von Dead Man Ray für ihr drittes Album hinaus in die weite Welt. Ort der Aufnahmen: Chicago. Produzent: der zu Recht ziemlich legendäre Steve Albini. Das Ergebnis: CA-GO (sic.), ein Stil-Sammelsurium allererster Güte mit allem Drum und Dran und viel drin. Steve Albini lässt die Band an der langen Leine, und so tanzen Dead Man Ray auf vielen Hochzeiten und verheiraten Jazz-Splitter mit Soundtrack-Schnipseln, zerhäckseln Pop in dissonante Partikel und zerlegen Rock – mal mit der Nagelschere, mal mit dem Dampfhammer – in alter Seelenruhe in so mancherlei Momente. Theatralik. Heilloses Durcheinander. Konzentriertes Tohuwabohu. Song-Delikatessen mit jeder Menge Spleens, nicht selten mit dem Duft des Proberaums, oft mit der Wucht klug ausgedachter Arrangements wie etwa in „Centrifugitives“. Oder dem sonoren Großstadt-Blues „Blue Volkswagen“. CAGO – made in Belgium, recorded in the United Mistakes of America. Eine zündende Kombination. Es besteht Hoffnung. Für Belgien und auch sonst. www.deadmanray.com
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