Bob Marley And The Wailers – Soul Rebels

Bob Marley sollte bald danach zum ersten Superstar avancieren – doch klang er jemals wieder so roh und beseelt wie auf diesem ersten Album, das er 1970 unter der Ägide von Produzent Lee „Scratch“ Perry aufnahm? Soul Rebels kann auch noch dreißig Jahre nach seiner Fertigstellung als Urmeter jamaikanischen Souls gelten. Die Balance von Emotion und Studiotechnik spricht für die unerreichte harmonische Brillanz der Wailers – und zeigt Lee Perry auf dem Höhepunkt seiner Kreativität. Seine Upsetters Houseband lieferte den spirituellen Botschaften von Bob Marley, Peter Tosh und Bunny Wailer die nötigen Ecken und Kanten. Marley war 1970 nach seinem Einberufungsbescheid für Vietnam aus Delaware, wo seine Mutter wohnte, nach Jamaika zurückgekehrt, die Botschaften der Black Power-Bewegung und den sie begleitenden funky Soul im Gepäck. Lee „Scratch“ Perry, damals eigentlich auf Orgel-Instrumentals spezialisiert, konnte der Überzeugungskraft des jungen Sängers nicht widerstehen. „My Cup“, eine Version von James Browns „Guess I’ve Got To Cry Cry Cry“, sollte Bob Marleys erste Aufnahme für den exzentrischen Produzenten sein. Innerhalb von zwei Jahren spielten die Wailers mit den Upsetters dann diese Klassiker ein: Die starken, in den Vordergrund gemischten Gospel-Harmonien schmiegen sich an psychedelisch verlangsamte Reggae-Beats; egal ob es sich um Rebel Music oder schlichte Love Songs a la „Try Me“ handelt. Musik, die vollkommene künstlerische Freiheit atmet: Auf „No Sympathy“ lässt Peter Tosh seiner von einer gleichgültigen Gesellschaft gequälten Rasta-Seele freien Lauf, während der „Rebel’s Hop“ mit Wah-Wah-Gitarren und treibender Perkussion „Cloud Nine“ von den Temptations zitiert. Zehn Zusatztracks aus den Trojan-Archiven runden das Bild eines Meilensteins jenseits jeder Genre-Schubladen ab. www trojanrecords.com