Pulp – Hits

Wenn man ihnen eines nicht vorwerfen kann, dann mangelnden Stil. Seit ihnen 1995 mit DIfferent Class ein globaler Bestseller gelang, haben sich Pulp systematisch zurückgezogen: Sie schreiben kaum noch Hits wie „Common People“ oder „Disco 2000“, geben immer weniger Interviews und machen sich live rar. Mögen Jarvis Cocker & Co. auf den Fotos im Booklet alt, blass und grau wirken, ihre Songs klingen immer noch zeitgemäß – selbst wenn man sie schon tausend Mal gehört und ebenso oft verflucht hat. Weil sie arglistig sind. Haben sie sich erst einmal im Langzeitgedächtnis festgesetzt, wird man sie so schnell nicht mehr los. Und das gilt vor allem für die „Hits“ der letzten Alben: vier Kostproben aus His’N’Hers, vier aus Different Class, vier aus This Is Hardcore und lediglich drei aus dem 200er We Love Live. Aus gutem Grund, denn im Vergleich zum Rest des Materials fallen die neueren Stücke merklich ab. Sie haben viel von der Naivität, der Unbekümmertheit und dem Charme der frühen Jahre verloren. Pulp waren immer dann am stärksten, wenn sie wirre kleine Pop-Epen wie „Razzmatazz“ oder „Do You Remember The First Time?“ schrieben – mit epischem Aufbau, kitschigen Arrangements, einem Hauch von Glamour und einem Jarvis Cocker, der sich durch seine Großstadtdramen schmachtete. Großes Kino, das über die Jahre immer mehr einer Routine gewichen ist. Was auch dem einzigen Neuzugang des Werkes anzuhören ist: „Last Day Of The Miner’s Strike“, das auf einem Sample von Burt Bacharachs „South American Getway“ basiert und wie Julian Cope zu Zeiten von „My Nation Underground klingt. Eine merkwürdige Entwicklung – und vielleicht auch nicht die beste. www.islandrecords.co.uk