Ikara Colt – Chat And Business
Wüster und fixer die Gitarren nie klangen. Könnte man schreiben, wenn da in den vergangenen Jahren nicht schon so viele Bands gewesen wären, die sich ihr schnelles Stückchen vom großen Retro-Kuchen abgeschnitten haben. Mittendrin und vorneweg bei der hochkalorischen Vergangenheitsplünderei: The Strokes, The Hives, The White Stripes. Und nun will ein neuer Vierer aus London auch noch ein paar süße Krümel abhaben. Kann er. Soll er. Kriegt er. Ikara Colt heißt das Quartett, das sich auf einer Kunsthochschule gefunden hat und dessen Vorteil schon auf den ersten Blick sichtbar ist: kein bestimmter Artikel, nirgends. Siehe auch unter: The Libertines, The Vines, The Datsuns, The Liars. Dann aber ist weitgehend Sense mit der Unterscheidbarkeit und der Originalität. Muss ja auch nicht. Eigene Ideen sind nicht zwingend notwendig – Hauptsache, die Welt ist bereit, ältere Kamellen überhaupt wieder zu lutschen. Insofern stehen die Sterne gut für Ikara Colt und ihre süßseufzenden, krachigen Gitarrenriffs. Nicht lang gebraten, sondern kurz geröstet gehen die dahin, wo’s auch mal wehtut. Aber nicht zu weh: Ob der jugendlich-rotzige Punk-Charme bei Ikara nun echt oder echt gut ausgedacht ist, bleibt bei den 13 beherzten Songs mit viel Rock und reichlich Roll nebulös. Klar ist indes: Ikara Colt haben sich noch mal tüchtig durchs Gesamtwerk von Joy Division und vor allem von Sonic Youth gehört. Aber solch zünftigen Tritt-Arsch-Songs wie „Sink Venice“ und „Here We Go Again“ zum Trotz – bis hin zum dekonstruktivistischen Zusammenspiel von Thurston Moore, Lee Ranaldo und Her Goddess Kim Gordon ist’s noch ein weiter Weg. Kann sein, dass Ikara Colt ihn gehen. Mit Karamba, Karacho und ole. Und vielleicht schon bald; ein guter Anfang ist jedenfalls gemacht.
www.ikaracolt.com
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