Chicago – Fünf Re-Releases

Einst wagemutige Pioniere, später peinliche Kuschelpopper: Die Geschichte von Chicago ist die Geschichte eines schleichenden künstlerischen Abstiegs. Jazz und Rock wollten Robert Lamm (k, vocj, Terry Kath [g, voc), Daniel Seraphine (d], Peter Cetera (b, voc) sowie die Bläser Lee Loughnane, Walter Parazaider und James Pankow fusionieren. Das versuchten damals allenfalls noch Blood, Sweat & Tears oder The Flock. Und Miles Davis – aber der spielte eh in einer anderen Liga. CHICAGO TRANSIT AUTHORITY (5) so nannte sich die Band da noch – geriet 1969 zum meisterlichen Debüt: furioser Rock, mitreißende Bläsersätze, außergewöhnliche Songs („Liberation“, „Poem 58“], verwegene Klangexperimente („Free Form Guitar“]. Ähnlich komplex, aber längst nicht mehr so risikofreudig fiel ein Jahr später CHICAGO II (4) aus: Kompakte Stücke („25 Or 6 To 4“, „Colour My World“] standen neben kunstvoll gedrechselten Suiten („It Better End Soon“). CHICAGO III (3,5) von 1971, das dritte Doppelalbum in Folge, trieb das Konzept des Vorgängers auf die Spitze: Drei ausladende Kompositionen („Travel Suite“, „An Hour In The Shower“, „Elegy“] fanden sich hier neben sechs kürzeren Songs, alles aber hörte sich eher angestrengt als innovativ an, gelegentlich gar überkandidelt. Für CHICAGO V (1972] (3,5) (CHICAGO IV kam damals als 4-LP-Live-Set heraus und soll demnächst als Box neu aufgelegt werden] hatte sich die Band zum Glück eines Besseren besonnen und zwei Hände voll ebenso prägnanter wie prächtiger Pop-Songs eingespielt, allen voran „A Hit By Varese“ und „Saturday In The Park“. Bleibt CHICAGO VI (3) von 1973, ein Durchschnittswerk mit wenigen Highlights („Feelin‘ Stronger Every Day“), aber ersten Hinweisen auf die schon bald unerträglich werdende Seichtigkeit des (Chicago)-Seins.

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