Bill Evans – Big Fun

Das Titelstück gibt auf dem programmatisch BIG FUN genannten Album des Saxofonisten aus Illinois mit deftigem Funk-Groove und feisten Bläserriffs aus der Maceo-Parker-Schule gleich die Richtung vor. Vergleichsweise unkomplizierter Spielspaß stand auf dem Programm, als Evans langjährige Mitsteiter und illustre Gäste zu diesen nach eigener Aussage „party-ähnlichen“ Sessions ins Studio lud. R’n’B- und Souljazz, der den Harmonie-Rechenschieber ignoriert und unverblümt auf Unterleib und Tanzbein abzielt, stand auf dem Programm. Fachkräfte wie Robben Ford, Hiram Bullock, Sting-Drummer Vinnie Colaiuta, Randy Brecker oder auch Bruce Hornsby haben mitgefeiert. Auf dem Papier mutet die Rekrutierung von Country-Legende Willie Nelson in diesem Kontext seltsam an – als Sänger der Buffalo Springfield-Hymne „For What Its Worth“, die Evans & Co. mit neuem Groove-Fundament behutsam, aber wirkungsvoll entstauben, macht der alte Hippie aber eine durchaus passable Figur. Souljazz-Veteran Les McCann macht aus dem Evans-Original „Catch You When You Fall“ einen herzhaften Goodtime-Stomper und performt in „Thats That“ wie ein Dr. John-Double. So gut gelaunt und frei von größerem innovatorischen Ehrgeiz das alles auch daherkommt, Evans wäre nicht Evans, wenn er nicht unter der eingängigen Oberfläche doch einige Sophistication unterbrächte – vor allem in den Voicings der Bläsersätze. Dadurch bewahrt er die Chose vor dem Abgleiten ins Retrospektive. Im Gegenteil: So manche Bassfigur, manches Bläsermotiv riecht förmlich danach, dass es demnächst als Sample auf irgendeinem HipHop-Album wieder auftaucht.

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