Fehlfarben – Knietief im Dispo :: Es geht voran!

Die ersten Textzeilen der ersten Platte von Fehlfarben 1980 landeten in einer Republik, die noch gar nicht im neuen Jahrzehnt angekommen war: „Die Schatten der Vergangenheit: wo ich hingeh, sind sie nicht weit, ich weß doch noch nicht genau, wer ich bin, in der Zeitung steht’s bestimmt nicht drin“. Die Songs der Düsseldorfer scossen wie Leuchtraketen ans Firmament der Rock- Beliebigkeit, das Album MONARCHIE UND ALLTAG wurde zum Monument einer anderen deutschen Rockmusik, in deren Pflicht die halbe Hamburger Schule steht. Fehlfarben schaukelten noch über ein paar stürmische Pop-Meere, dann war Schluss. Zur Verleihung der Goldenen Schallplatte vor zwei Jahren stand der Entschluss: Wir machen’s noch mal. PopKomm-Auftritt und nun das Album, das die Original-Recken Hein, Schwebet, Jahnke, Kemner, Fenstermacher und Dahlke, durch Saskia von Klitzing (Schlagzeug) verstärkt, wieder zusammenführt. Peter Hein, letzter deutscher Meister im Assoziationsketten-Schwingen, hat wieder ein paar Slogans geschrieben, die wie nasse Säcke in die Rock-Schneisen fallen und sitzen bleiben. „Am Rhein lebt man erst, wenn’s nebelt und nösst, wenn die Sommergeilheit sich endlich legt. Das sind die Beobachtungen, die der alte Held der Sommerfrische in die schöne neue Welt der Stellenabbauer und Differenzgewinnler schmeißt. Aus der Glut und Asche der alten Fehlfarben ward ein siebenköpfiges Monster geboren, das knistert, schon mal elektronisch knackt und mehrheitlich rockt. „Der Club der schönen Mütter“, die Single mit Charlotte-Roche-Video-Auftritt, ist die Art rheinischer Soul-Braten, für dessen Rezept jede gute deutsche Band winselnd auf den Knien rutschen würde. Die Richtung stimmt: „Sieh nie nach vorn, was hab’ich denn da vorn verlor’n? singt Hein im letzten Song des Albums, der so ganz nebenbei auch noch eine Antwort auf den Hymnus gibt, der auf keiner Greatest-Hits-Kollektion der NDW fehlen durfte:“Ein Jahr (Es geht voran)“. Über Geschichte wird heute gelacht, Gevatter Hein sitzt ganz allein in der kleinen Geldwäscherei und zählt Befindlichkeiten. Bleibt die Frage, die alle interessiert:

„Wo und wann hab‘ ich dich verloren ?

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