The Delgados – Hate

Irgendwo auf ihrer nun auch schon mehrere Jahre andauernden Reise müssen die Delgados aus Glasgow einen Weg gefunden haben, die Fesseln ihrer Indie-Verklemmtheit zu lösen. Auf ihren ersten drei Alben klangen sie nur verklausuliert bis introvertiert, heute strotzen sie dagegen vor Selbstbewusstsein. Mit dem Vorgängeralbum THE GREAT EASTERN stießen sie anno 2000 dank der Mithilfe des mittelprächtig prominenten Produzenten Dave Fridmann (Mercury Rev, Flaming Lips] in die sinfonische Dimension vor. Das hat, wie sich nun zeigt, einen tieferen Sinn gehabt. Der optimistisch stimmende Wohlklang stellt einen Kontrast zu den zum Teil bitterbösen Texten des Quartetts dar. „All you need is hate“, lautet das Arbeitsmotto der schottischen Anti-Beatles auf ihrem vierten Album, das sie sogleich mit einladenden Zusätzen wie „Come hate yourself, everyone here does, so just enjoy yourself“ verzieren. Liest man die Verse in „Child Killers“, könnte man denken, jetzt sei alles zu spät. „Goodbye wonder, goodbye brain, this life is insane, no one here gets out alive“, heißt es da. Das Album dreht sich um Dämonen, schlechte soziale Absicherung, Gewalt auf den Straßen und andere unerquickliche Erscheinungen. Kein Wunder, dass die Delgados irgendwann frei nach den Doors auch noch den Abgesang einläuten: „All rise, it’s the end“. Aber es klingt eben überhaupt nicht deprimiert nach Endzeitstimmung, sondern meistens sehr melodisch und feierlich. Was lernen wir daraus? Dass Hass doch nicht böse ist? The Delgados stellen die Welt, wie wir sie kennen, zumindest ganz schön auf den Kopf.

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