Bnght Eyes – Lifted Or The Story Is In The Soil, Keep Your Ear To The Ground

Es wäre wohl vermessen, sich die Dämonen vorstellen zu wollen, die die dunkle Seele von Conor Oberst aus Omaha, Nebraska, reiten. Seit 1998 kündet Oberst, der seit seinem 13. Lebensjahr Songs schreibt, mit waidwunder Stimme von ihnen, auf mittlerweile drei Alben und zig EPs, so intensive Dokumente der Pein, dass sie mitunter schwer am Stück durchhörbar waren. Jetzt ist Oberst 22, und er scheint angekommen. Er hat das Licht gesehen. Sprachlos sitzt man vor LIFTED. Was sagt man zu dieser Platte? Dass man ihr gesamtes Textbooklet en bloc zitieren könnte/müsste, um ihr gerecht zu werden? Dass sie weite Teile Ihrer Cave-Cash-Oldham-Sammlung überflüssig machen könnte? Dass sie einen zu einem besseren Menschen machen kann, wenn man sie lässt? Zwischen spartanischer Akustikgitarre, bruchiger Belle-And-Sebastian-Flockigkeit, Country und himmlischem Schülerorchester-Poltern (die Auflistung der Bright Eyes Ensemble- Mitglieder zieht sich über anderthalb Booklet-Seiten) kehrt Oberst sein Innerstes nach außen, so rückhaltlos persönlich und sprach- und bildgewaltig, dass einem immer wieder der Atem stockt. Wirbelt, tanzt, fleht, feuert mit überschlagender Stimme sein Orchester an, verhandelt Elementar-Themen wie Schuld, Sühne. Glaube. Verdammnis, Verlust, Erlösung und Vergebung mit einer klischeefreien Direktheit, als hörte man zum ersten Mal jemand davon singen. Schreit Angst, Zorn, Zweifel, Selbsthass, Schmerz und fordert mit jedem Atemzug Wahrhaftigkeit, Humanität, Freundschaft und Liebe, tausendmal Liebe ein. Dies ist kein Hippiemist, keine Pose, keine cleveren Codes hier brennt einer mit jeder Faser, seinem ganzen Wesen. Conor Oberst rettet uns aus der postmodernen Ironie-Zynismus-Abgeklärtheitsfalle, er blutet für uns. Ein Herz wie dieses muss brechen oder irgendwann vor schierer Empathie platzen. Oder beides auf einmal. „You should never be embarrassed by your trouble with living. Because its the ones with the sorest throats who have done the most singing“, tröstet Oberst krähend im vorletzten Song „Laura Laurent“, bevor das Album gipfelt in der kathartischen Herrlichkeit von „Lets Not Shit Ourselves (To Love Or To Be Loved)“. Ein

fieberndes. Dylan-esk visionäres Kaleidoskop, ein Höllenritt zur Erlösung, ein Song, zu dem man seine Wohnungseinrichtung zertrümmern und gleichzeitig die ganze Welt umarmen möchte. „How grateful I was then to be part of the mystery, to love and to be loved. Let’s just hope that is enough.“ Unbeschreiblich, eigentlich. Tiefsten Dank.

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