The Sensational Alex Harvey von John Neil Munro

Im Normalfall werden arme Jungs aus dem Glasgower Elendsviertel Gorbals keine Rockstars. Alex Harvey machte eine Ausnahme, das kostete jedoch Geduld: Als er nach 20jähriger Odyssee durch die Niederungen des Geschäfts seinen ersten Hit feiern konnte, war er 40, ein manchmal die Grenzen der Vorstellungskraft sprengender Rocker, dem jedes Mittel recht war, sein Publikum zu begeistern – manchmal auch zu schockieren, wenn er als Adolf Hitler oder Jesus am Kreuz auftrat. Als Star gehörte Harvey nie zum Establishment, hangelte sich von Hit zu Flop zu Hit. Obwohl einer der wenigen Alt-Rocker, die von den Punks bewundert wurden, fiel er ihnen zum Opfer; strampelte nach der Trennung von seiner Band im Abseits vor sich hin – und war bald nach seinem Tod 1982 so gründlich vergessen, dass selbst Evergreens wie „Faith Healer“ heute eher denen zugeordnet werden, die sie irgendwann wiederbelebten. John Neil Munros Recherchearbeit verdient höchstes Lob; dennoch kommt das Buch über eine Materialsammlung kaum hinaus: Es mangelt stellenweise an Stringenz, die Wiedergabe der Zitate hätte einer redigierenden Hand bedurft. So ist THE SENSATIONAL ALEX HARVEY ein unfreiwillig kongenialer Spiegel der Karriere eines Mannes, der Talent, Können, Ideen und Arbeitswut im Überfluss hatte, aber keine Ahnung, wie man damit ein Popstar wird.

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