Beck – Sea Change :: Folk, fadentropfig
Kreuzlahm ist das neue Album von Beck. Nicht so verstiegen und archaisch wie in seinem früheren Bluesen, aber noch ein ganzes Stück schlaffer als auf seinem Singer-/Songwriter-Meisterwerk MUTATIONS, markiert SEA CHANGE ziemlich genau den musikalischen Gegenentwurf zum funkig-aufgeregten Vorgänger MIDNIGHT VULTURE von 1999. Eine Platte zum Einschlafen, sie gefällt konsequenterweise aber wohl auch ganz gut zum Sterben. „Keine Hits!“ beschwerte sich der für diesen Teil des Heftes verantwortliche Redakteur, eigentlich ein Gönner des Künstlers. Hits? Tatsächlich nicht für diese Welt. Der Meister komponiert, spielt und mahlt geduldig Songs für eine andere, bessere, in der die Menschen auf Hügel klettern, um die ganze Nacht mit den Sternen zu reden. In der sie den Steinen beim Spazierengehen zusehen und alle Wolken beim Namen nennen. Becks neue, alte, ewige Lieder sind ein Kommen wie sie ein Gehen sind. Sie ruhen im Wissen um die Unendlichkeit von Zeit und Raum. SEA CHANGE ist in Kreisen. Dabei steckt weit mehr Leben in dem wanderlustigen Bass, Sturm in den cineastischen Streichern, Hingabe in Beck Hansens verhaltenem Vortrag in Betrachtung der Landschaft, alter Menschheitsfragen, des bloßen Seins, als beim ersten Kontakt mit dem Album möglich erscheint. Refrains sind hier die kleinen, raren handgezupften, fadentropfigen Funkelmelodien, die im Mondlicht glänzen. Ein Hit jeder einzelne Song, betrachtet aus der richtigen Perspektive – von dort draußen, irgendwo zwischen gestern und morgen. SEA CHANGE – wird nächstens dann live weiter aufgehellt durch die famosen Flaming Lips als Backingband von Beck. Leider nur in den Staaten.
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