James Taylor :: October Road
Der einstige Düstermann der Singer/Songwriter liefert einmal mehr berechenbare Qualitätsware ab.
Er war einmal sehr, sehr wichtig. Anfang der siebziger Jahre gehörte James Taylor, Spross einer vornehmen Ostküstenfamilie, mit seiner glockenreinen, sanften Tenorstimme, kunstvollen Melodien voll feinster Nuancen und Arrangements, in denen er Folk, Country und Jazz auf zum Teil sehr originelle Weise zueinander brachte, zu jenen Künstlern, die den Begriff „Singer/Songwriter“
weltweit durchsetzten. In seinen Texten immer schon eher auf die Auslotung seelischer Befindlichkeiten als auf Gesellschaftskritisches oder gar die große Politik spezialisiert, galt Taylor mehr als ein Jahrzehnt lang als der Großmeister der bitteren Süße. In Europa nahm man Hits wie „Sweet Baby James“, „Fire And Rain „oder „Your Smiling Face“ auch wahr, ein absoluter Superstar mit Verkäufen im zweistelligen Millionenbereich blieb der sanfte Hüne aber nur in den USA. Und so wird dort auch dieses Album, sein erstes neues Studiowerk seit fünf Jahren, von einer riesigen Fangemeinde dankbar aufgenommen werden. Was daran so erstaunlich ist: Die Leute, in ihrer erdrückenden Mehrheit eher den besser ausgebildeten Schichten zuzurechnen, lassen sich von dem Sympathen aus Boston nun schon seit Jahrzehnten immer das Gleiche vorsetzen: die gelassenen Melodien, die fein abgeschmeckten Bläser und Harmoniegesangs-Sätze, die gelegentlich unterschwellig, seltener auch mal offensichtlich aufblitzende Funkyness in den von handverlesenen Musikern (diesmal u.a. Ry Cooder und Michael Brecker) makellos eingespielten Arrangements – all das klang auf Taylors letzten neun Studioplatten keinen Hauch anders. Nicht nur in dieser Hinsicht weist der Amerikaner inzwischen verblüffende Parallelen zu Van Morrison auf: Beide haben sie ihre ureigene Stimme und Handschrift, beide wirken sie zunehmend zufrieden mit dem künstlerisch Erreichten. Und wie der irische Sonderling scheint auch der Ex-Junkie und Ex-Alkoholiker Taylor im Alter graduell immmer stärker an ewigen Werten und weniger am aktuellen Geschehen in der wirklichen Welt interessiert. So wird man als Ex-Hippie schleichend zum Konservativen.
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