Wire – Read & Burn
Gestern heiß, heute kalt, gestern scharf, heute stumpf, gestern cool, heute lau. Pop macht Fortschritt und Veränderung erfahrbar, auch darin liegt seine Faszination. Wie stumpf, schwerfällig und ästhetisch bieder vieles an so genanntem Fortschritt in der Popmusik (im Würgegriff von Bilanzprüfern und grenzdebilen Jugendkultur-Managern) tatsächlich ist, zeigt auf schmerzliche Weise das neue Mini-Album von Wire. Die britischen Avantgarde-Punks nerven mit verzweifelt geschmirgelten Riffs, hetzen durch elektronischen Fieberwahn, entfachen mit simplen musikalischen Mitteln ein Stroboskop-Gewitter. Trotz ihres Alters (1976 gegründet] meißeln Wire mehr Wut und Punk-Verzweiflung in ihre Mini-LP als manch ein larmoyanter Punk-Jünger in ein Doppelalbum; und doch geht nie ihr messerscharfer style verloren. In dieser Viertelstunde steckt mehr Jugendbewegung als in den meisten Pop-Monaten des Jahres 2002.
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