Offen & Ehrlich von Melissa Etheridge, mit Laura Morton

Was bringt eigentlich eine Lesbe zum zweiten Date mit? Einen Umzugswagen! Na gut. nicht gerade ein Partyknüller, dafür aber die einzige Stelle in Melissa Etheridges Lebensbeichte, an der es was zu lachen gibt. Die Musikerin aus Kansas steht schon von der ersten Seite an auf Kriegsfuß mit sich, ihrem Leben, ihrer Familie und natürlich, allem voran, ihren diversen Amouren und Affären, aus denen sich ihre Biografie primär speist. Das mag ja alles ganz furchtbar intensiv, wichtig, richtig, falsch oder sonstwas gewesen sein, wirft allerdings auch die Frage auf: Wen interessiert das ? Die endlosen Sitzungen bei der Paartherapie, weil Kathleen oder Julie oderwiehießsienochgleich mal wieder ein Problem mit der Monogamie haben? Gähn. Dennoch wird Frau Etheridge nicht müde, sich darüber zu beklagen, dass sie von der Öffentlichkeit primär über ihr lesbisches Beziehungsleben definiert wird, inklusive der Tatsache, dass ihre [Ex-] Lebensgefährtin Julie Cypher via Samenspende zwei Kinder von Altrocker David Crosby in die Welt gesetzt hat. Die Biografie hätte ihr 224 Seiten lang Gelegenheit gegeben, ihren musikalischen Hintergrund zu beleuchten, der bei Albumverkäufen in solcher Millionenhöhe und einer Grammy-Nominierung so uninteressant nicht sein kann. Stattdessen wird der komplette amerikanische Bio-Quark samt böser Schwester, kleinbürgerlichem Elternhausmief, Coming-out (k.d. lang, bitte nach Ihnen), Nabelschau en gros, Aufbruch nach L.A. (immer wieder gerne genommen) und endlosem Beziehungsgemurkse bis zum Erbrechen durchgekaut. War da noch was? Ach ja, manchmal nimmt Frau Etheridge auch Platten auf, der ganze Seelenmüll will schließlich vertont sein. Fazit: Ein ziemlich würdeloser und noch dazu durch und durch dröger Schinken ohne echten Informations- oder Unterhaltungswert.

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