Gilberto Gil – Kaya N’Gan Daya
Eigentlich hat keiner wirklich sehnsüchtig auf dieses Tributalbum an Bob Marley gewartet. Doch mit seiner Hommage an den Großen des Reggae versteht es Gilberto Gil, den Karibik-Cocktail auch stilistisch so zu mischen, wie es der Titel vormacht. Das Wortspiel mit dem Rastaausdruck Kaya versteht man an der Copacabana als Aufforderung dazu, in den festlichen Taumel des Karnevals zu fallen: Caia Na Gandaia. Folgerichtig mündet „Buffalo Soldier“ in eine tribale Coda, die uns geradewegs zurück ins Motherland beamt. „One Drop“ liebäugelt mit Samba- Swing aus Bahia. Und die archaischen Berimbau-Töne im Titelsong künden von der Capoeira-Kunst. Mit diesem als Musik und Tanz getarnten Kampfsport probten brasilianische Sklaven einst den Widerstand gegen ihre Herren. Wenn Gil noch eine Legitimation benötigt, sich dem Rebel-Musiker aus Jamaika anzunähern hier ist sie: In Gilberto Gils Heimatstadt Salvador ist „Uprising“ auf fruchtbaren Boden gefallen. Mit dröhnenden Trommel-Grooves wird in der schwarzen Metropole Brasiliens Gleichberechtigung eingefordert und dem Rassismus die rote Karte gezeigt. Als Protagonist der Tropicalistas war der inzwischen fast 60jährige Musiker zudem schon im Jahr 1968 auf Konfrontationskurs zur damaligen Militärregierung gegangen. Heute besitzt der populärste schwarze Künstler Brasiliens in Südamerika einen ähnlichen Status wie Bob Marley in Jamaika. Auch wenn natürlich dessen Originale kaum zu übertreffen sind – Gilberto Gil erweist sich auf seinem Album gegenüber dem vor 21 Jahren verstorbenen ; Rastahäuptling in vielerlei Hinsicht als ebenbürtig.
www.gilbertogil.com.br
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