Wayne Shorter – Footprints Live!
Der Mann feiert im nächsten Jahr seinen siebzigsten Geburtstag. Doch wer sich wie Wayne Shorter nie selber verheizt hat, der braucht sich um sein künstlerisches Doppelherz keine Sorgen zu machen. Als einer der letzten Mohikaner des Miles-Davis-Quintetts hat sich der Saxofonist eine Integrität und vor allem einen einzigartig charismatischen Umgang mit der Vergangenheit bewahrt, von dem sein ehemaliger Kollege Herbie Hancock meilenweit entfernt ist. Und so trägt Shorters Live-Album nicht nur einfach eine seiner berühmtesten Kompositionen im Titel, mit der er bis zum Abschied von Miles Davis im Jahr 1970 zum wichtigsten Ideenlieferanten der Davis-Ensembles wurde. Hinter FOOTPRINTS LIVE! steckt ein Quartett, bei dem die Altersunterschiede zwischen Chef und Sidemen angesichts eines rauschenden Retro-Festes schlicht unwichtig sind. Alle acht Wayne-Shorter-lnnovationen wie „Sanctuary“ und „Masquelero“ besitzen schließlich jene unverwüstlichen Animationskräfte von lyrischer Glut bis rhythmischer Ausgefeiltheit, bei denen der Modern Jazz einfach zum intellektuellen Spaß werden muss. Pianist Danilo Perez zeigt sich dabei von klassischer Eleganz und südamerikanischer Heißblütigkeit, während die Rhythmus-Section mit John Pattitucci und Brian Blade alle kniffligen Probleme mit cooler Hand einfängt und ausstreut. Und Wayne Shorter? Wenn der am Tenor-Saxofon seine Meditationslinien bis zum Bersten aufpumpt und dabei noch Zeit und Luft hat, um die Melodien abenteuerlich in eine Schieflage zu bringen, dann ist das der Beweis dafür, dass diese Art von Jazz einfach der beste Jungbrunnen ist.
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