The Kronos Quartet :: Nuevo. Nonesuch/WEA

Globetrotter verschlägt es bisweilen ins Gegenden, in denen bei genauer Betrachtung mehr los ist als nur pures Amüsement. Zum Beispiel in Mexiko, wo das 1973 in San Francisco gegründete Kronos Quartet zuerst nur durchreisen wollte. Dort aber wurden die vier neugierigen Streicher plötzlich von einem traditionellen Wildwuchs angezogen, der selbst für ausgewiesene Feldforscher einige Überraschungen parat hält. Sind es nun die indianischen Ritual-Klänge oder der mit Tango-Rhythmen kräftig herumwirbelnde Silvestre Revueltas. Oder gar altehrwürdige Partymusiken, die das Kronos Quartet mit vokalen Lokalmatadoren als Folk-Punk dahinlegt. Es ist eine merkwürdige, manchmal oft am Rande des Morbiden wankende Route. Wie etwa im Falle des einarmigen Straßenmusikanten Carlos Garcia. Der bläst auf einem Papierblatt mit „Perfidia“ einen der bekanntesten Jazz-Standards. Und was ist heute in Mexiko Trend? Clowneske Melodien von durchgedrehten Fernsehshows und athletische House-Beschleunigungen heimischer Rhythmen – wie die aus dem Computer vom unweit in Tijuana geborenen Plankton Man. Nuevo hat das Zeug dazu, den Regisseur David Lynch zu einem Remake des vielleicht besten Mexiko-Thrillers zu animieren. Von Orson Welles‘ „Touch Of Evil“. Der passende Soundtrack liegt schließlich schon vor. www.kronosquartet.com