Die Royal Tenenbaums :: Film des Monats

Margot ist schon mit zwölf eine begnadete Theaterautorin, Chas jongliert bereits als Knirps mit Großfinanzen, Richie lässt Höhenflüge als Tennis-Ass erahnen. Und doch herrscht weder Frieden, noch Freude, noch Eierkuchen in der Residenz der Familie Tenenbaum, was vor allem an Patriarch Royal liegt, für den es okay ist, „son of a bitch“ genannt zu werden, solange man ihn nicht für ein Arschloch hält. Dieser Unterschied ist ihm wichtig und der Grund, warum man den verantwortungslosen Draufgänger (Gene Hackman) nach dem furiosen Prolog von DIE ROYAL TENENBAUMS als Identifikationsfigur akzeptiert, wenn die eigentliche Handlung der seltsamsten Familiensaga aller Zeiten 22 Jahre später einsetzt. Da ist Royal pleite, aber wenigstens nicht völlig neurotisch und depressiv wie seine Kinder, die trotz ihrer Genie-Gene nichts aus ihrem Leben gemacht haben. Die Handlung hebt an, als Royal beschließt, sich mit seiner entfremdeten Familie auszusöhnen. Mit RUSHMORE hatte sich Wes Anderson als Talent extraordinaire empfohlen. DIE ROYAL TENENBAUMSdas Drehbuch hat er wieder mit Hollywood-Jungstar Owen Wilson geschrieben -, verschachtelter, schrulliger und emotionaler als der Vorgänger, erfüllt die Hoffnungen. Eigene Erfahrungen des verschrobenen Regisseurs vermengen Wunderkinder, gestern (o.); Gwyneth Paltrow als Margot mit Psychiater Bill Murray sich mit Motiven von Salinger und Welles zu einem Bilderbuch über Exzentriker mit doch simplen Bedürfnissen. Und obwohl er auch vor Themen wie Inzest und Selbstmord nicht zurückschreckt, bleibt der Ton des Films unbeschwert. Die Darsteller? Allesamt brillant. Wie ein US-Kollege meinte: Man muss diesen Film zweimal sehen; erst wird man umgehauen, dann zutiefst berührt.

USA 2001, Regie: wes Anderson, mit Gene Hackman, Ben Stiller, G. Paltrow, Luke Wilson u.a.

www.royaltenenbaums.com

Start 7.3.