Faust – Freispiel :: Remix

Die Angst des Krautrockers vorm Remix. Man darf es Musikern, die seit mehreren Jahrzehnten „im Geschäft“ sind, nicht übel nehmen, wenn sie eine Phobie vor Bearbeitungen ihrer Stücke entwickeln. Ist ja auch nicht ganz so leicht, sein Werk in die Hände von fremden Menschen zu geben, die dann damit machen können, was sie wollen. Vielleicht lag’s daran, dass das lange angekündigte Remix-Album des ’99er RAWIVAN DO erst jetzt erscheint. Remixe werden im Gegensatz zu gutem Wein mit der Zeit ja auch nicht unbedingt besser, deshalb hat Faust-Kopf Jochen Irmler das Richtige getan, und das Album jetzt veröffentlicht, bevor aus dem Wein Essig wird. Und so Angst erregend ist das Ergebnis denn auch nicht ausgefallen. Die Remixer – u.a. Matthias Schaffhäuser, die Sofa Surfers, Funkstörung, Kreidler, Howie B., Daniel Miller und die Residents (!) nähern sich mit großem Respekt den genialen Dilettanten, die sich seit mehr als drei Jahrzehnten auf musikalischer Expedition befinden. Das Unerwartete war bislang immer von Faust zu erwarten. Für FREISPIEL allerdings war zu erwarten, dass die reifen Herren erstmals auf den Dancefloor geführt werden würden. Was ihnen gar nicht mal so schlecht steht. Wie etwa Matthias Schaffhäuser mit seinem Remix von „t-electronique“ vorexerziert. Oder die Sofa Surfers, die „t-electronique“und „apocalypse“ heftig grooven lassen. Umgekehrt tun die faustischen Elemente im Remix den Österreichern, die immer Gefahr laufen, in die Harmlosigkeit abzudriften, richtig gut. Der Remix ist halt eine symbiotische Sache. Das Original braucht den Bearbeiter und umgekehrt. Auf der anderen Seite werden hier auch Geistesverwandtschaften aufgefrischt (Funkstörung mit „du weißt schon“, die Residents mit „t-electronique“). Und dann kommt doch noch die Überraschung. TripHopper Howie B. macht „four plus seven means eleven“ zu einem hübschen experimentellen Ambient-Stück.

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