Lee „Scratch“ Perry :: Nürnberg, Hirsch

You wanna hear Lee „Scratch“ Perry?- Ja,Mann. Wir stehen hier schon eine Weile rum. Erst vor dem Saal, wo schon der DJ unmissverständlich klargelegt hat, wer hier das Sagen hat. „I am bigger than Jamaica“, erklärt Godfather Perry allen, die es noch nicht wissen sollten,auf seiner Homepage. Kryptische Kalauer und grandioser Nonsens finden sich in diesem Zitatenschatz. Und Sprüche wie: „All people who love my music will be protected by my UFO spaceship.“ You wanna hear Lee „Scratch“ Perry? Vielleicht kommt er ja gar nicht. Vor der Bühne im Nürnberger Hirsch, dem gar nicht mal so überfüllten Musikclub in der Frankenmetropole, gibt es allmählich einen Erregungsstau. Oder liegt das an den verdammt breiten Mista-Bombasto-Vibes? Die brutzeln gewaltig im Zwerchfell und stimmen dabei so seltsam lasch. Der „Mad Professor“-Mix samt Schlagzeug (echt!) und Bass (ebenfalls echt) haut ganz schön rein. Eine kurvenreiche Rhythmus-Spur, die mal in psychedelische, dann in karibische Gegenden führt. You wanna hear Lee „Scratch“ Perry? Der muss doch eingeschlafen sein, mutmaßt der Nebenmann. Und das scheint bei dieser Volldröhnung,die super-sauber gemixt in alle Knochen fährt, für einen 65-jährigen gar nicht mal so abwegig. You wanna hear Lee „Scratch“ Perry? Gleich gehen wir. Aber den Job übernimmt jetzt plötzlich der Basser. Verschwindet hinter die Bühne, kehrt ein ungläubiges Johlen später zurück und -er erscheint. Wuselt unter seinem Silberhelm wichtig mit dem Mikro Ständer herum, als war er schon immer da oben gewesen. Von Anfang an. Ist er ja auch. Schließlich scheint die Sonne auch hinter den Wolken. „I love you“ kristallisiert sich heraus aus Slang und nochmal Slang, der genauso breit daherkommt wie sein Verkünder.“New York burned down“ echoet er dann „the sun is shinin'“. Das Ganze mal gesungen, mal gebrabbelt, mal gesummt wie ein harmloses Wiegenliedchen, aber mit der Vehemenz eines Propheten. Bereits nach kurzer Zeit fühlen wir uns im freien Fall. Perry breitet die Arme aus. „The Sky is open“. So haben wir ihn schließlich doch gesehen. Haben geklatscht, getanzt und gepfiffen. So lange, bis das Mischpult wieder die Herrschaft übernahm und eine kränkelnde Roboterstimme vorsorglich die Zugabe einforderte. You wanna hear Lee „Scratch“ Perry?

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