The Notwist – Neon Golden :: Let’s Notwist Again
Wer Nägel kauend auf das neue, fünfte Notwist-Album gewartet hat, ist bereits Ende letzten Jahres belohnt worden. „Neon Golden“ im schillernden Console-Mix war ein königlicher Vorbote des gleichnamigen Albums zu finden auf der „Trashing Days“-Maxi und der „Data Pop“-Compilation von Tobias Thomas. Und jetzt die vollen Zehn. Was zuerst auffällt, sind die neuen Texturen aus der Weilheimer Rock-Fabrikation – Blues, Dub und seltsamer Folk. Das muss gehen bei Notwist. „Neon Golden“, das Titelstück, kommt mit einem knurrigen Blues-Riff um die Kurve, das Banjo in „Trashing Days“ eröffnet eine abgedunkelte Landpartie. Man mag sich Bilder dazu denken oder einfach nur in den Harmonien schwelgen. Die Band, vor zwölf Jahren von den Acher-Brüdern und Martin Messerschmid (Schlagzeug) gegründet, seit 1997 durch Martin Gretschmann alias Console elektronisch verstärkt, ist den langen Weg von Hardcore in die komplette Unverwechselbarkeit gegangen. Vielleicht war das nur möglich, weil der Ort des Geschehens Weilheim heißt, ein betuliches 20.000-Einwohner-Städchen in Oberbayern. Dass es so langweilig ist, wo sie leben und arbeiten, erzählen Notwist schon mal den Journalisten. Ein bisschen davon kann man auch in den neuen Stücken hören. Markus Achers Nöhlen und Näseln hat einen wieder erkennbaren Sound, der sich wie eine weiche Decke über den kratzigen Untergrund legt. Vorbereitet wurden die meisten Stücke von Micha Acher und Martin Gretschmann am Computer, im Studio weiterentwickelt und aufgenommen, sodann noch einmal nach Hause getragen, wo alle vier Musiker die Endfassung erarbeiten. Mag sich kompliziert anhören. Das Ergebnis aber ist eine Super-Synthese des Schönen und Schlauen, angereichert mit genügend Instrumenten und Stimmungen, um Indie-, Jazz- und Elektro-Fans gleichermaßen bei Laune zu halten. Nicht zu vergessen die fürsorgliche Produktion von Mario Thaler und Olaf Opal im Weilheimer Uphon-Studio. Und dann noch ein letztes Mastering in der Abbey Road zu London, Herrschaften! Die Acher-Brüder haben sich von Weilheim in die Welt bewegt, ohne sich um die eigene Achse zu drehen. Dass das ein Kunststück ist, wird glauben, wer diese wunderbare Musik hört.
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