Melodie & Rhytmus von Herbert Schulze
Die Zeitschrift „Melodie & Rhythmus“ war nicht irgendein Musikmagazin, sondern schlicht und ergreifend das einzige volkseigene Druckerzeugnis, das sich in der DDR halbwegs vorbehaltlos der Pop- und Rockmusik widmete. Als Synonym für den Ostrock schlechthin taugt der alte Zeitschriftentitel allemal, vor allem für seine ästhetische Darstellung. Herbert Schulze kann man problemlos als Jim Rakete des Ostens bezeichnen, ein Fotograf mit bester Anbindung zur Szene. MELODIE & RHYTHMUS enthält jedenfalls 338 Fotos von 1972 bis 1989, und all die Stars und Sternchen des DDR-Pop und -Rock sind dabei: Die Puhdys im Frühsiebziger-Uriah-Heep-Look. Reinhard Lakomy im Heimstudio, Nina Hagen beim Tanz mit einem Werktätigen oder der bärtige Sluesmann Stefan Diestelmann zählen zu den prominenteren Vertretern, doch Schulze hatte auch Acts vor der Linse, die mittlerweile als reichlich obskur gelten müssen: Die NDW-Kapelle Juckreiz etwa, die Rap-Pioniere Electric Beat Crew, die Cover-Band Set oder die Comedy-Truppe Neumis Rock Circus. Schulzes Fotografien spiegeln nicht zuletzt den jeweiligen Zeitgeist wider, von der kurzen Aufbruchsstimmung während der „10. Jugendweltfestspiele“ im Jahr 1973 über die staatlichen Disziplinierungsmaßnahmen der späten siebziger Jahre bis hin zu den sogenannten „anderen Bands“, die in den Achtzigern ihrem bankrotten Staat einen reichlich frechen Soundtrack lieferten. MELODIE UND RHYTHMUS illustriert jedenfalls die Geschichte des DDR-Pop der siebziger und achtziger Jahre, nicht mehr und nicht weniger.
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