Kid Rock – Cocky :: Rockzipfel

Ein Intro, das geeignet wäre, den Ruderern einer römischen Galeere den Schweiß aus den dreckigen Poren zu treiben: Mit den dramatischen „March Of The Winkies“-Paukenschlägen aus dem WIZARD OF OZ beginnen die 64 Minuten COCKY, dazu ein Run DMC-Sample mit einem drohenden „Who’s in the house?“. Der Subtext: Bestaunt und fürchtet Bob Ritchie (30), denn er hat ein großes Glied. Pfauengehabe zur Image-Pflege ist das, und durch und durch vorhersehbar. Das Überraschende aber ist, dass sich Kid Rock im Gegensatz zu vielen Kollegen der geringen Halbwertszeit solcher Effekthascherei bewusst ist. Nach einer Minute bereits lässt er seine farbige Schlagzeugerin Stefanie Eulinberg den Showbombast mit einem Zeppelin-Drumbreak zerschmettern und Kenny Olson gniedelt sich – vor jeglichem Gerappe – durch ein Gitarrensolo (!). Rock, der nach acht Jahren harter Arbeit 1998 überraschend auf der Rap-Metal-Welle nach oben gespült wurde, schert sich wenig um das Genre, das ihm den Erfolg brachte. Seine neuen Freunde heißen Willie Nelson und Billy Gibbons (ZZ Top), was seine fünfte LP zu seinem bis dato interessantesten Werk macht. Kein HipHop-Beat ohne einen wuchtigen Southern Rock-Riff, kein Rumgeprolle ohne musikalische Überraschungen. So schafft es Kid, „I’m Wrong, But You Ain’t Right“ zunächst nach Bob Segers „Turn The Page“ klingen zu lassen, um dann mit Gunners-Wucht vulkanös loszurocken.“Lonely Road Of Faith“ erinnert an Crosby, Stills & Nash und das Sheryl Crow-Duett „Picture“ ist ein klassischer Country-Tränendrücker. COCKY ist durch und durch amerikanisch und

hat mindestens so viel Herz wie Eier.

www.kidrock.de