Mick Jagger
Goddess In The Doorway
Mick-Jagger-Soloplatten: Bigmouth strikes again - Trotz eines großen Staraufgebots erreicht der Stones-Boss nicht die Klasse seines letzten Soloalbums.
Mick Jagger ist im Sommer 58 geworden. Aber so recht will er es anscheinend nicht wahrhaben. Verständlich, andere schlottern ja schon bei dem Gedanken an ihren Dreißigsten. Drum macht er das, was alle jenseits der 30 gerne machen, nämlich mit jungen Dingern rum. Dass die ihm dann und wann – wie zuletzt die Brasilianerin Luciana Morad – ein Kind anhängen, stört nicht weiter. Dem Ruf als Rock’n’Roller ist’s eher zu- als abträglich, und die Unterhaltszahlungen sollten – bei einem geschätzten Vermögen von 350 Millionen Mark -ja nun wirklich kein Problem sein. Aber auch anderweitig muss sich Jagger anscheinend noch was beweisen. Und was anderen in seinem Alter der Segeltörn durch die Karibik ist oder das Schlittenrennen durch Norwegen, ist ihm halt ein weiteres Soloalbum. Das letzte, WANDERING SPIRIT, liegt schon fast neun Jahre zurück. Und war – nicht nur im Vergleich zu den anderen Jagger-Alleingängen – ziemlich gut. Knackig, rau, trocken. Was zu einem Gutteil Produzent Rick Rubin zuzuschreiben war, der sich wohl von Mick Superstar nicht allzu sehr beeindrucken ließ. Goddess In The Doorway kann da nicht mithalten. Im Gegenteil, bei manchen Songs wird’s sogar richtig ärgerlich. Gleich beim ersten, „Visions Of Paradise“, zum Beispiel. Da latscht Jagger in Begleitung von Rob Thomas (Santana, ick hör dir trapsen) ziemlich uninspiriert auf der Mitte der Softrock-Straße entlang. Hat der Mann so was nötig? Richtig doof: „Joy“, das sich nicht zwischen bissigem Rock und pappigem Pop-Gospel-Geplänkel entscheiden mag und dem Hochwürden Bono Vox unnötig Inbrunst und Schmalz reindrückt. Besser: „God Gave Me Everything“, bei dem Lenny Kravitz zur Steile ist. Hier geht’s rabiat und ohne Mätzchen zur Sache. Sagger bellt, Kravitz brät, das Ganze angetrieben von einem simplen Beat. So soll’s sein. Ansonsten hat’s ein paar Nummern, die zwischen laid-back („Lucky Day“, „Too Far Gone“) und langweilig („Hideaway“) pendeln sowie mit „Everybody Getting High“ und „Gun“ zwei derber gestrickte Tracks. Aber auch die sorgen bestenfalls für Ergebniskosmetik.