Hellblau :: Hipster Roman

Zu Beginn der Lektüre erscheint dieser neue Roman von Thomas Meinecke, auch bekannt als Musiker der Münchener FSK und BR2-Zündfunk-Radio-DJ, sehr verwirrend. Die wechselnde Perspektive der drei rege kommunizierenden Freunde und Ich-Erzähler Cordula in Berlin, Tillmann auf einer Insel vor North Carolina und der afro-amerikanischen Soldatentochter Yolanda in Chicago-dies ein hübscher Verweis auf die gleichnamige Sängerin, die auf einer frühen Underground Resistance-Maxi „Living For The Night“ einforderte – verlangt dem Leser ebensoviel Konzentration ab wie die rasch wechselnden Sujets. Doch ist Hellblau weit weniger sperrig als der Vorgänger Tomboy, dessen Lektüre die Kenntnis der wichtigsten Gender Studies-Werke voraussetzte. Thomas Meinecke bietet diesmal einen anspruchsvoll-kurzweiligen Trip durch eine akademische Welt, die sich um Detroit Techno, jüdische Geschlechterverwirrung, deutsche WK-2-U-Boot-Wracks vor den USA, afro-amerikanisches Selbstverständnis, hellblaue Kleider und noch vieles mehr dreht, was den aufgeklärten Intellektuellen mit Pop-Hintergrund und Hipster-Attitüde interessiert.

www.suhrkamp.de