Bill Wyman’s Blues Odyssey :: Blaue Geschichte
Natürlich ist die komplette Oper schon tausendmal erzählt worden – mal oberflächlich, mal akademisch, mal langweilig, mal spannend. Kaum je aber wurden die sattsam bekannten Fakten so liebevoll aufbereitet. Und wohl noch nie hat einer der ganz Großen, einer von denen, die aus erster Hand erzählen können, den Versuch unternommen, sich als Musikarchäologe zu profilieren. Bill I Wyman hat’s ge-I tan. Weil, wie er im I Vorwort staatsmännisch formuliert,“der Blues I mich soviel über Geschichte, die [Gesellschaft und I sogar das Leben I selbst gelehrt“ hat. Auf den folgenden 400 Seiten tut Wyman nichts weniger: Seine Blues Odyssey beginnt auf den engen Decks der Sklavenschiffe, führt von den Baumwollplantagen des Südens über die frühen Zentren des urbanen Blues wie New Orleans, Memphis und Chicago bis hin zu den weißen Mittelklassekids im Nachkriegs-England und nicht zuletzt zur nachgewachsenen Generation, die heute das Erbe der John Lees, Muddys und Stevie Rays antritt. Vorgestellt werden 38 wichtige Persönlichkeiten des Blues,von Bessie Smith und Robert Johnson bis B.B. King, Chuck Berry und Eric Clapton. Dabei beschränken sich Wyman und sein Co-Autor Richard Havers nicht aufs pure Runterbeten der musikalischen Chronologie. Sie streuen ebenso kluge wie kompakte Diskurse ein über gesellschaftliche sowie zeitgeschichtliche Bedingungen, würzen die Lektüre mit allerlei Dokumenten und nicht zuletzt faszinierendem Fotomaterial. Dazwischen immer wieder hilfreiche Hinweise auf exemplarische Platten. Weiterer Pluspunkt: das ästhetische und aufwendige Layout. Klar natürlich, dass Wymans Geschichte des Blues hier und da subjektiv eingefärbt ist, gelegentliche Schlenker zu den Stones und zur Bio des Autors seien da gern verziehen. Verständlich ebenso,dass bei der Fülle des Stoffes einiges an der Oberfläche bleibt – aber dieses Buch ist wie ein guter Blues: Es kommt mit wenigen Worten aus und sagt trotzdem, was Sache ist.
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