Die Ärzte :: Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf
Gewichtig: der definitive Schinken zur "besten Band der Welt" - wer nach diesen 500 Seiten noch Fragen zu den Ärzten hat, sollte nach Berlin pilgern und sie selber fragen.
„Wenn Die Ärzte nach vielen Jahren der Vorbereitung ein Bandbuch machen, dann ist klar, dass alles anders sein wird als bei anderen. Keines dieser viel zu vielen Neunmarkfünfzigwegschmeißbilligbüchlein wird es sein, natürlich nicht! Wenn die ‚beste Band der Welt‘ ein Buch macht, dann muss es definitiv eine Ärzte-Bibel sein. Sonst kann man es ja auch sein lassen.“ Soweit der Pressetext. Und der trifft die Sache ziemlich auf den Punkt. Der monströse Wälzer (Format 24 x 30 cm!) von Markus Karg, seit 1996 Herausgeber des Ärzte-Fanzines „Der Spacken“ und seit 1999 offizieller „Die Ärzte-Fanbetreuer“, bietet so ziemlich alles, was der Ärzte-Fan wissen will. Und noch viel mehr. Da wird in des Wortes wörtlichster Bedeutung minutiös die Geschichte der Ärzte aufgerollt. Und wer sich durch die 500 – mit Verlaub – bisweilen ein bisschen langatmig und brav heruntererzählten Seiten kämpft, erfährt manch‘ nette Anekdote. So unter anderem, dass die Ärzte 1985 in der Berliner Deutschlandhalle bei „Jugend trainiert für Olympia auftraten. Dass Ur-Bassist Sahnie heute Geschäftsführer eines Hightech-Unternehmens in Malaysia ist, was seiner Meinung nach „viel spannender ist, als von 13-jährigen Mädchen angehimmelt zu werden“. (Na ja, wer’s mag).
Wie es wirklich zur Reunion kam, warum die Ärzte der „Bravo“ eine Zeitlang keine Interviews gaben. Und so weiter und so fort. Dazu Fotos. Und noch mehr Fotos. Eine Discografie inklusive sämtlicher Gastauftritte und Soloprojekte, Zeitungsausschnitte, Titelseiten, Sprüche. Allein 14 Seiten zeigen das gesamte Merchandising, das es von den Ärzten im Laufe der Jahre zu kaufen gab. Darüber hinaus gibt’s noch alle Songtexte und eine weitgehend komplette Auflistung sämtlicher Auftritte. Journalistisch hinterfragt oder gar gebrochen ist hier gar nichts, kritische Stimmen sucht man vergeblich. Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf ist eine dicke, dicke Huldigung an „die beste Band der Welt“ und als solche ziemlich gelungen. Da mag sich mancher fragen, wer so etwas in dieser Opulenz braucht. Blöde Frage, die Tausende von Ärzte-Fans mit ihrer Kaufentscheidung wohl hinreichend beantworten werden.
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