Roxette: München, Olympiahalle :: Punktgenauer Formatradio-Pop
Pressekonferenz in den Katakomben der Olympiahalle. Ob sie den „Room Service“ in ihrem Hotel schon gecheckt hätten, erkundigt sich doch allen Ernstes ein unbedarfter Jungspund-Journalist bei Per Gessle und Marie Fredriksson selbstgefällig in Anspielung auf den Titel der jüngsten Roxette-CD. Und findet’s wohl auch noch originell, weshalb er gleich eine noch Frage ähnlich tief schürfenden Kalibers hinterherschiebt: Was die beiden Stars denn am nächsten Morgen zu frühstücken gedenken würden…? „Dasselbe wie heute – Champagner“, schüttelt sich der schwedische Multimillionär.
Eine knappe Stunde späten Bell Book & Candle spielen mit „Rescue Me“ ihren Joker zur allgemeinen Überraschung gleich nach dem Opener aus. Sängerin Jana Groß wiegt einen in der Tat recht ansehnlichen Körperbau zum Backbeat ihrer vier Jungs und sammelt auch auf diese Weise Punkte, wenn auch nicht genügendem ihrer Combo die Durchschnittlichkeit zu ersparen. Auch Roxette gestalten die Ouvertüre zu ihrer ersten Tour seit über sechs Jahren erwartungsgemäß ohne jedes Risiko, aber durchweg mit Schmackes: „Crush On You“, „Dressed For Success“, „Listen To Your Heart“. Sogar „Sleeping In My Car“ bekommt in der Live-Version einen zusätzlichen Schuss Rock verpasst, wird beileibe nicht nur lieblos heruntergeprügelt. Und die parallel eingespielten Videoclips, wie die gesamte Show inszeniert von Jonas Akerlund, belegen das erfolgreiche Bemühen um punktgenaues Timing.
Zu musikalischen Intensivstationen der 100-minütigen Show geraten indes die fein gestreuten Unplugged-Einlagen: „Fading Like A Flower“ gewinnt ohne stützendes Band-Korsett merklich an Tiefe, und Maries Alleingang am Keyboard bei „Little Girl“ stützt einmal mehr die These, dass ein guter Song auch in der entschlackten Version zu greifen vermag, sofern er denn etwas taugt. Da verzeiht man es dem skandinavischen Duo und seiner Band, dass ausgerechnet „The Big L.“ eher holpert denn zieht. Bei „Joyride“ segelt zur Textzeile „She’s telling all her secrets in a wonderful balloon“ selbiger in geklönter Version in die Menge, Ziel der Konfettikanonen auch bei „The Look“. „Queen Of Rain“ zum Schluss, keine Zugabe. Von der Leinwand herab gemahnt es: „Do what you want but harm no one.“ Sollte man im Kopf behalten. Wie auch die ganze Show. Kompliment. Das war gut.
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