Status Quo – Rockers Rollin‘: Quo In Time 1972-2000 :: Rock’n’Boogie: Boogie Knights
Eine CD-Anthologie mit einem detailliertem Überblick der Karriere einer der dienstältesten Rockformationen überhaupt war schon lange überfällig. Mit dem 4-CD-Box-Set Rockers Rollin‘: Quo In Time 1972-2000 wird jetzt auch diese Lücke im Backkatalog geschlossen. Als Status Quo im Spätherbst 1972 mit dem Phonogram-Sublabel Vertigo den dritten Plattenvertrag in ihrer Bandgeschichte unterzeichneten, gab kaum noch jemand aus der Musikbranche auch nur einen Pfifferling auf die Combo aus London. Auf der Trend bewussten britischen Insel mochte sowieso niemand die abgehalfterten Ex-Psychedelic-Popper, die image- und soundtechnisch seit ihrem dritten Album musikalisch auf eine Art Canned Heat light umgeschaltet hatten. Auf dem Kontinent dagegen, besonders in Deutschland, genossen die vier Briten einen einigermaßen guten Ruf. Vor allem bei den zuhauf in der Post-Woodstock-Ära veranstalteten Rock-Festivals waren Status Quo von 1970 bis 1972 gern gesehene Gäste, die jede Menge Good Vibes-Stimmung zu verbreiten wussten. Ihr Blues getränkter Boogie-Riff-Rock erntete veritable Chartsnotierungen zuerst in der Bundesrepublik. Als im Januar 1973 mit PILEDRIVER das erste Album und die Single „Paper Plane“für den neuen Vertragspartner Vertigo erschienen, staunten nicht nur die snobistischen Londoner Musikkritiker Bauklötze: Status Quo erreichten einen verblüffenden Platz 5 in den englischen Alben-Charts und den achten Rang in der Singles-Hitliste. Was dabei vor allem erstaunte, war die Tatsache, dass es die beiden stilistisch sehr ähnlich ausgerichteten und qualitativ gewiss nicht minderwertigeren Vorgänger-Alben MA KELLY’S GREASY SPOON (1970) und DOG OF TWO HEAD (1971) noch nicht einmal in die Top 100 geschafft hatten. In der aufkeimenden Glam-Rock-Ära, in der sich die Bands zwar auch bei Rockrudimenten bedienten, doch eher auf deftig parfümierte und grell geschminkte Arrangements Wert legten, war offensichtlich auch die Zeit für die vier unprätentiösen und unglamourösen Burschen aus London gekommen. Binnen kurzer Zeit etablierten sich Status Quo als Synonym für puren, atemlosen Good-Time-Rock’n’Roll, der sich vor allem in den Konzerthallen voll zu entfalten vermochte. Genau an diesem erstaunlichen Wendepunkt setzt die Songkollektion dieser 4-CD-Box an, die unter aktiver Mithilfe der beiden einzigen heute noch bei Quo spielenden Originalmitglieder Rick Parfitt und Francis Rossi entstand. Bei den 68 streng chronologisch kompilierten Tracks handelt es sich in erster Linie um Auszüge aus den rund zwei Dutzend regulären Alben. Zahlreiche Singles-Evergreens ergänzen sich mit Keytracks der Studio-Longplayer und diversen Live-Mitschnitten. Erstaunlich, wie frisch, zeitlos und zündend das über die Jahre hinweg kaum veränderte Soundkonzept letztendlich auch noch mit dem Abstand von zwei, drei Dekaden rüberkommt. Ob „Caroline“, „Down Down“ oder „Roll Over Lay Down“, ob „Rockin‘ All OverThe World“, „Again And Again“, „Whatever You Want“ oder „What You’re Proposing“ – auf die knochentrocken rockenden Muntermacher von einst, die im Lauf der Jahre allesamt zu Quo-Klassikern geworden sind, ist auch noch im Jahr 2001 Verlass. Allen Trendwenden zum Trotz blieben Status Quo stets ihrem Erfolgsrezept sklavisch treu. Bis auf wenige Ausnahmen -etwa die untypische Coverversion der Bolland & Bolland-Komposition „In The Army Now“ ließen sie keinerlei stilistische Veränderungen zu.
Bei Fans dürften die zahlreichen Archivausgrabungen auf ROCKERS ROLLIN’auf das größte Interesse stoßen: Outtakes, Demos, Radio-Sessions, seltene Maxi-Cuts, rare B-Seiten und diverse Konzerteinspielungen: Insgesamt wurden 17 zuvor unveröffentlichte Aufnahmen sowie neun weitere, bis dato nur schwer erhältliche Raritäten zutage gefördert. Am interessantesten sind dabei die Outtakes der Albensessions. Wie beispielsweise „All Through The Night“, ein Work-In-Progress-Stück aus dem 1976er-AIbum BLUE FOR YOU, oder gleich drei Demo-Versionen („Another Game In Town“, „Rearrange“,“Shady Lady“) sowie das fertig abgemischte Outtake „Bad Company“, alle 1979 eingespielt während der WHATEVER YOU WANT-Sessions. Oder „The Greatest Fighter“, ein Stück, das ursprünglich auf AINT’T COMPLAINING erscheinen sollte. „Heavy Daze“ und „Better Times“ wiederum stammen aus der in letzter Minute zurückgezogenen 12-Inch“Fakin‘ The Blues“. Bislang nur auf Maxisingles erschienen sind die seltene Extended Version von „Mess Of Blues“, das der B-Seite von „In The Army Now“entnommene „Late Last Night“ sowie der zum 25-jährigen Bandjubiläum 1992 eingespielte,etwas dümmlich dahinparadierende „The Anniversary Waltz Part I & II“. Ein Kuriosum ist das bisher nur in Deutschland auf dem Soundtrack für den Film „Benzin im Blut“ erschienene „Fighting With The Pack“. Ebenso rar: diverse Songs, die Status Quo für BBC Radio Sessions der Jahre 1973, 1978 und 1996 („Don’t Waste My Time“,“Cream Of The Crop“, „Bye Bye Johnny“, „Little Dreamer“, „Who Gets The Love“, „Proud Mary“) eingespielt haben. Einige nicht ganz so prickelnde Konzert-Takes wie das Doors-Cover „Roadhouse Blues“ aus dem Kursaal in Southend 1975, das 1976 nur in Japan erschienene „Is There A Better Way“ aus der Sun Plaza Hall Tokio oder zwei am 13.Mai 1982 eingespielte Stücke („Hold You Back“, „Over The Edge“) runden die gelungene, komplett remasterte Retrospektive ab. Weitere Pluspunkte: Ein 48seitiges Booklet enthält ein Essay von Status Quo-Biograf David Oxley, die komplette Discografie der Band, ein Vorwort von Rick Parfitt und Francis Rossi und zahlreiche rare Fotos sowie Abbildungen von seltenen Memorabilia.
www.statusquo.co.uk
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