Stone Temple Pilots: Hamburg, Große Freiheit :: Rock Galore

Die Helden der Flanellhemden-Generation hat ihre Kinder allein gelassen. Nirvana, Alice In Chains, Soundgarden? Tot, platt, aufgelöst. Auch der Kurs, auf den Stone Temple Pilot Scott Weiland den bandeigenen Flieger brachte, ähnelte in den letzten Jahren eher einem Katastrophenflug als einer erfolgreichen Space-Shuttle-Mission. Und dann das: Nach sechs Jahren ebenso andauernder wie heftiger Turbulenzen und langer Abwesenheit von deutschen Bühnen legen die Stone Temple Pilots in der Großen Freiheit eine Punktlandung hin.

Neues Album hin, Trendwende her Ein Gig hat mit Nostalgie zu tun. Den Armeehosen entwachsene Grunge-Jünger wollen den Soundtrack ihrer frühen Jugend hören. Und Weiland erinnert sich inzwischen wieder an die Bedürfnisse seiner Fans. Auch wenn sein Outfit anderes vermuten lässt. Er ist gekleidet wie der Sänger einer Rob-Halford-Tribute-Band: schwarzes Lederkäppi, Weste auf nacktem Oberkörper und lange Handschuhe. Die leicht verwirrende Optik soll aber die einzige Irritation für die Fans bleiben: „Loungefly“ und „Vasoline“ vom zweiten Album („Purple“) erklingen, und die Freiheit hat ihre alte Liebe wieder ins Herz geschlossen. Ein Frontmann, der sowohl körperlich als auch stimmlich in bester Verfassung ist und sich in alter Selbstverliebtheit in eine Pose nach der anderen wirft – Freude allerorten. Selbst die DeLeo-Brüder und Schlagzeuger Eric Kretz lächeln, als könnten sie es gar nicht fassen, nach all den Querelen wieder da zu sein. Weiland hilft bei der zeitlichen Einordnung der gespielten Stücke. Man konzentriert sich auf die Frühphase des STP-Schaffens.

Dann das erste neue Stück: „Hollywood Bitch“, vom – so Weilands Einschätzung – „bisher besten Album“ der Band („Shangri-La Dee Da“). Dann wieder reihenweise bekannte Songs und ein Relikt aus den frühen Neunzigern. Kretz wechselt-schön, wenn man es sich leisten kann-an das zweite Drum-Set auf der Bühne, denn es ist Unplugged-Zeit.“Sour Girl“, „Days Of The Week“ und „Creep“ im Wandergitarren-Klanggewand. „Plush“ und „Down“ liefernden Schlusspunkt des regulären Sets, bevor „Sex Type Thing“ als Zugabe serviert wird. Den Halford-Look hat Weiland inzwischen abgelegt. Nun fällt auch das Häschen des Exzentrikers, der sich zu guter Letzt in eine Deutschland-Fahne hüllt. Rock-Show galore. Mitreißend wie der Flug in einem Überschall-Jet.

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